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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 11. Abhandlung): Die Beschaffenheit des hoechsten Objekts — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37673#0009
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Die Beschaffenheit des höchsten Objekts.

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ordnenden Denkens mit Rücksicht auf Natur, aiso die ,,Natur"
der theoretischen Naturwissenschaft, auf ihre Bedeutung für
das Reich des Wirklichen prüfen.
Wir beginnen mit der unbelebten Natur.
Die physikalischen und chemischen Wissenschaften haben
die empirische Natur des täglichen Lebens ihrer Farben, Töne,
Wärmen Lind Gerüche beraubt; ein ,,System" blieb übrig, je
nachdem ein mechanisches oder elektrodynamisches. Und dieser
Ersatz der bunten Welt des Alltags durch ein System ist nicht
etwa eine Fiktion im Sinne einer willkürlichen Dichtung: die
Moleküle, Atome, Elektronen ,,sind da", in dem Sinne, den ,,da
sein" hat im Bereiche der empirischen Wirklichkeit. Sie sind
sogar ihrer räumlichen Ausdehnung nach meßbar und können
unter gewissen Umständen ,,gesehen" werden. Übrigens wird
ja im Bereiche der Akustik der Schritt von der Alltagserfahrung
zur Theorie, vom Tönen also zum Schwingen, sogar schon inner-
halb der Alltagserfahrung bis zu einem gewissen Grade vollzogen:
Wo Tönen ist, da ist jedenfalls ,,auch" immer Schwingen in ganz
bestimmter Zuordnung zum Tönen.
Welches ist das gmLe, die Beschaffenheit, des unbelebten
Syrern,3 im Bereiche der empirischen Wirklichkeit ? Es ist be-
stimmte Lage und bestimmte inhärierende Geschwindigkeit
einer Anzahl von Urdingen, welche Urdinge ,,Eigenschaften"
nur im Sinne von Vermögen des Einzel-Wirkens und Einzel-
Wirkungsempfangens mit Rücksicht auf ihres Gleichen besitzen,
also z. B. absolute Raumerfüllung, Beweglichkeit, Stoß vermögen,
Attr akti o ns vermö gen u sw.
ln jedem Zeitpunkt also ist die unbelebte Natur im empiri-
schen Sinne ein solches System; jeden Zeitpunkt kennzeichnen
bestimmte Lagen und bestimmte Geschwindigkeiten der
Urdinge.
Im Rahmen der Metaphysik wird das unbelebte System
der Empirie ,,Erscheinung". Das heißt: für Ich, den bewußt
Habenden, erscheint Etwas am Wirklichen als 0072 Lagen
von Urdingen, von denen jeweils das eine Einzelne auf andere
Einzelne wirkt. System von Lagen von Urdingen, was heißt das ?
Es bedeutet eine Gesamtheit von ,,Etwas" im Raum an bestimm-
ten Raumurten. Laani überhaupt ist das allgemeine Beziehungs-
gefüge der Orte. Es gibt also eine Seite des W irklichen, welche
als materielles Etwas in Lagen ,,erscheint", und diese Seite des
 
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