Metadaten

Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 11. Abhandlung): Die Beschaffenheit des hoechsten Objekts — Heidelberg, 1918

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37673#0018
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
18

H. DRiEscH:

ihrem vollen ursprünglichen Reichtum. Ausdruck der Objekts-
form aber sind immer noch Lagen und Lagebezügliches, wenig-
stens sofern das reine Objekt und nicht das sich selbst habende
Haben als ,,Objekt" in Frage stehtL
Viele bleiben hier stehen; im Grunde tun es auch alle Kan-
tianer, denen sogar meist das reine Objekt den durchgängigen
echten Mechanismus bedeutet, also eine Lagebeziehlichkeit ganz
besonders einfacher Art. Und sie dürfen ja auch eigentlich gar
nicht weiter gehen (obwohl sie es mit wenig Folgerichtigkeit,
aus dem bloßen Bedürfnis nach ,,Mehr" heraus, gelegentlich tun),
denn das reine Objekt als ,,Mechanismus" gefaßt läßt in der
Tat keine Bereicherung zu. Wem Wutnr im wissenschaftlichen
Sinne nur Mechanismus ist — (das ist etwas ganz anderes als
,,nur Lagen und Lagebeziehlichkeiten") — der darf wohl diesen
Mechanismus als gehabten nehmen und wenn er Metaphysiker
werden will, diesen Mechanismus und das Subjekt, welches ihn
hat, in seinem subjektiven Reichtum an Qualitäten und Gefühlen
Wirklichkeitserscheinung sein lassen, aber er darf eben nicht
weiter gehen; er darf als Metaphysiker nicht das ,,reine" Objekt
beseelen; er darf nur eine seelische ,,Erscheinung" des Wirk-
lichen kennen, nämlich die seiner selbst; er muß, wenn er sich selbst
ganz getreu bleiben will, (was er praktisch freilich nicht bleibt),
gleichsam ,,solipsistischer Metaphysiker" bleiben, was den foigen-
i Ich AaAe zweierlei, nämlich ich und Den Ur-
tatbestand, daß Ich auch 7cA bewußt habe, nennt man Selbstbewußtsein,
in welchem Ausdruck aber das Wort ,,Selbst" etwas anderes bedeutet, als
in meiner Sprache der Terminus meG SHAst bedeuten soll, welchen ich für
das Ich der Vergangenheit, für das ,,gehabt habende" Ich verwende;
dieses ist reiner Gegenstand. (Vgl. IGA M7G SeHe 1916 S. 103ff., WAAAcA-
AeüsAA/-e 1917 S. 6,17, 308.)
Alle Gefühle und ihre Elementarien und tGGs? sind auch Gegen-
stände im weitesten Wortsinne, d. h. sie sind bewußt von Ich gehabt. Die
Rede, daß sie ,.subjektiv" seien, kann sinnvoll nur heißen, daß sie nie gehabt
sind ohne das ausdrückliche Wissen darum, daß /cA sie habe oder /neG
SeGs; sie hatte. Alle anderen Gegenstände können nämlich ohne diese aus-
drückliche Ich- oder Selbst-beziehung gehabt sein, (obschon, wie schon
KANT klar sah, das 7cA AaAe auch sie jederzeit ,,muß begleiten können".)
Die Qualitäten (rot, cis, warm usw.) verhalten sich anders als die
Gefühle: sie sind ursprünglich rein gegenständlich (,,objektiv") und werden
erst durch Überlegung ,.subjektiv", nur die Qualität ,,Schmerz" und was
ihr verwandt ist, steht den Gefühlen mit Rücksicht auf die Subjektivitäts-
frage nahe.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften