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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 11. Abhandlung): Die Beschaffenheit des hoechsten Objekts — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37673#0020
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H. DRiEscH:

in meiner Seele dem Wirken des Psychoids meines Leibes
als eines Naturfaktors eindeutig zugeordnet, nicht freilich im
Sinne von Kausalität, sondern, bildlich gesprochen, im Sinne
einer ,,Parallelität", so daß wir also auch unsererseits einen echten
psycho-,,physischen" Parallelismus lehren, der uns freilich kein
psycho-,,mechanischer" Parallelismus ist. Daß nämlich die üb-
liche Lehre vom psycho-,,mechanischen" Parallelismus falsch
ist, ergibt sich, von anderem abgesehen, schon aus phänomeno-
logischen Erwägungen über Struktur und Mannigfaltigkeitsgrad
des Psychischen und des Physischen; aber ein Parallelismus zwi-
schen dem Sein und Werden in meiner Seele als besonderem
Seinsreich und dem Sein und Werden desjenigen unraumhaften
ganzheitlichen Naturfaktors, welchen wir ,,mein Psychoid" nennen
können, besteht allerdings, und dieser Parallelismus ist ^psycho-
physisch", da eben das Psychoid, als Form der ,,Entelechie", zur
Natur gehört. Doch das ist uns hier nicht die Hauptsache. Die
Hauptsache in unserer Untersuchung ist uns vielmehr, daß wir
dem Bestehen der psycho-physischen Parallelität in unserem
Sinne, der Parallelität zwischen ,,Psyche" und ,,Psychoid als
Naturfaktor", einen kurzen Ausdruck zu geben berechtigt sind,
den Ausdruck weine p^ycAo-pAy^GcAe Person.
Die psycho-physische Person ist zunächst ausdrücklich in
der Einzahl da, denn meine Seele als Seinsreich ist nur einmal
da und ebenso mein Leib als dieses bestimmte Naturding. Aber
nun gibt es viele Leiber, welche meinem Leibe in allen Wesens-
zügen gleich oder welche ihm mehr oder weniger ähnlich sind;
das sind die Leiber der anderen Menschen und der Tiere. Von
jedem dieser Leiber darf ich sagen, daß ihm ein Psychoid als
unraumhafter vitaler Werdebestimmer zugeordnet sei. Damit
bleiben wir noch durchaus auf dem Boden der empirischen Natur-
lehre; von ,,Seelischem" ist gar nicht die Rede, ja, darf gar nicht
die Rede sein.
Aber — verhält sich der vom Psychoid regierte fremde Leib
nicht, oA auch ihm eine Nee/e parallel zugeordnet sei ? Kann
ich nicht vom ,,Psychoid" eine irgendwie nähere und bestimmtere
Wesenskenntnis nur gewinnen, wenn ich es ,,wie" meine Seele
denke ?
Soweit, aber freilich nicht weiter, darf schon die Ordnungs-
lehre, die Empirie im weitesten Sinne gehen: AcA setze Aa^ar,
,-,als ob" ihre gemeinten Gegenstände für sich selbständig be-
 
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