Die Personennamen bei den Scriptores historiae Augustae.
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das wirklich in authenticis, d. h. in der Fortsetzung der von ihm
bearbeiteten Viten.
Nachdem so das bewußte Spiel, das der Fälscher mjt seinen
Lesern treibt, deutlicher geworden ist, wird es möglich, den Ur-
sprung der Namen zu erkennen, die der Fälscher den Verfassern
seiner Biographien beigelegt hat.
Aus Cicero stammen: Iulius Capitolinus, Trebellius Pollio
und Flavins Vopiscus Syracusius. Iulius Capitolinus. Das Gentile
ist das des Begründers der Monarchie, Iulius Caesar; Capitolinus
heißt er nach dem Juppiter des Capitols, den Cicero einfach
Capitoline anruft, so Verr. 4, 66; de domo 144. Und es paßt zum
ersten Kaiser. Denn bei Vergil steht Ecl. 3, 60 ab Iove principium
Musae. Schwieriger ist es schon Trebellius Pollio aufzulösen.
Trebellius fand er in den Philippicen als Anhänger des Antonius
genannt und ad fam. 11, 13a, 4 steht hora ante praesidium meum
Pollentiam venit quam Trebellius cum equitibus. Diese Stelle hatte
er im Auge; denn sie schlägt die Brücke zu Asinius Pollio, den er
als den ältesten Historiker der Kaiserzeit kannte, Horaz carm. 2, 1.
Zugleich war er wrie Trebellius ein Anhänger des Antonius. In
seinem Trebellius Pollio kam so das Tyrannenblut zur Geltung.
Er ist es ja, der die vom Fälscher rein erfundenen Vitae triginta
tyrannorum schrieb. Demnach hat auf die Wahl des Namens
Trebellius gerade der tyrannus Trebellicinus eingewirkt, obwohl
er nur einem Schreibfehler in den Handschriften des Eutropius
9, 8, 1 sein Dasein verdankte. Flavius Vopiscus Syracusius. Das
Gentile Flavins ist das des letzten Kaisers, dessen Biographie er
in der Fortsetzung las, des Flavius Constantinus. Aber warum das
so seltene Gognomen Vopiscus1 ? Das Vorbild ist kein anderer
Mann als C. Iulius Caesar Strabo Vopiscus, der bei Cicero Philipp.
11, 11 genannt wird alter Caesar Vopiscus. Der Fälscher verstand
oder wollte verstanden wissen, Vopiscus alter Caesar. Der Name
hatte für den Fälscher auch den großen Vorzug, daß seine Her-
kunft schwer zu erkennen war. Denn er wird von Cicero nur an
Heidelb. Sitzb. 1916, 15, 12. Aber die Landschaft muß er gelesen haben;
die Provinz Dardania, ein Teil der früheren Moesia superior, bestand schon
unter Diocletian, Laterculus Yeronensis 5, 4.
1 Vopiscus ist auch in der Kaiserzeit üblich, Prosop. 3, 489. Auch hier
gilt die Frage, Avolier sollte er einen dieser Träger des Namens gekannt haben?
Aus Statius? Aber aus diesem, der an Personennamen sehr arm ist, hat er
keinen Namen entlehnt. Überdies handelt es sich bei ihm um einen Scherz.
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das wirklich in authenticis, d. h. in der Fortsetzung der von ihm
bearbeiteten Viten.
Nachdem so das bewußte Spiel, das der Fälscher mjt seinen
Lesern treibt, deutlicher geworden ist, wird es möglich, den Ur-
sprung der Namen zu erkennen, die der Fälscher den Verfassern
seiner Biographien beigelegt hat.
Aus Cicero stammen: Iulius Capitolinus, Trebellius Pollio
und Flavins Vopiscus Syracusius. Iulius Capitolinus. Das Gentile
ist das des Begründers der Monarchie, Iulius Caesar; Capitolinus
heißt er nach dem Juppiter des Capitols, den Cicero einfach
Capitoline anruft, so Verr. 4, 66; de domo 144. Und es paßt zum
ersten Kaiser. Denn bei Vergil steht Ecl. 3, 60 ab Iove principium
Musae. Schwieriger ist es schon Trebellius Pollio aufzulösen.
Trebellius fand er in den Philippicen als Anhänger des Antonius
genannt und ad fam. 11, 13a, 4 steht hora ante praesidium meum
Pollentiam venit quam Trebellius cum equitibus. Diese Stelle hatte
er im Auge; denn sie schlägt die Brücke zu Asinius Pollio, den er
als den ältesten Historiker der Kaiserzeit kannte, Horaz carm. 2, 1.
Zugleich war er wrie Trebellius ein Anhänger des Antonius. In
seinem Trebellius Pollio kam so das Tyrannenblut zur Geltung.
Er ist es ja, der die vom Fälscher rein erfundenen Vitae triginta
tyrannorum schrieb. Demnach hat auf die Wahl des Namens
Trebellius gerade der tyrannus Trebellicinus eingewirkt, obwohl
er nur einem Schreibfehler in den Handschriften des Eutropius
9, 8, 1 sein Dasein verdankte. Flavius Vopiscus Syracusius. Das
Gentile Flavins ist das des letzten Kaisers, dessen Biographie er
in der Fortsetzung las, des Flavius Constantinus. Aber warum das
so seltene Gognomen Vopiscus1 ? Das Vorbild ist kein anderer
Mann als C. Iulius Caesar Strabo Vopiscus, der bei Cicero Philipp.
11, 11 genannt wird alter Caesar Vopiscus. Der Fälscher verstand
oder wollte verstanden wissen, Vopiscus alter Caesar. Der Name
hatte für den Fälscher auch den großen Vorzug, daß seine Her-
kunft schwer zu erkennen war. Denn er wird von Cicero nur an
Heidelb. Sitzb. 1916, 15, 12. Aber die Landschaft muß er gelesen haben;
die Provinz Dardania, ein Teil der früheren Moesia superior, bestand schon
unter Diocletian, Laterculus Yeronensis 5, 4.
1 Vopiscus ist auch in der Kaiserzeit üblich, Prosop. 3, 489. Auch hier
gilt die Frage, Avolier sollte er einen dieser Träger des Namens gekannt haben?
Aus Statius? Aber aus diesem, der an Personennamen sehr arm ist, hat er
keinen Namen entlehnt. Überdies handelt es sich bei ihm um einen Scherz.