Ich erfülle liiemit das im Vorwort des ersten Hefts meiner
Beiträge zum sasanidischen Recht gegebene Versprechen, indem ich
ein zweites Heft vorlege: zSR. ,2. Aus mancherlei Gründen später,
als ich gehofft hatte. Aber — ich bin weit entfernt zu glauben, daß
man etwa darauf gewartet hätte. Denn wie viele sinds wohl, die
sich heutzutag- um Pahlavi und SasanidenRecht kümmern?
Man durfte ja vor etwa einem Dutzend von Jahren, als die
unvermuteten, sprachlich und inhaltlich gleich wichtigen Handschriften-
funde von Turfan bekannt wurden, die Erwartung hegen, es werde
das Studium der mitteliranischen Sprachen dadurch einen mächtigen
Aufschwung erleben. Und zunächst schien sich das auch verwirk-
lichen zu sollen. Die Iranisten fühlten sich insgesamt zu neuem
Schaffen angeregt. Da aber kam der Tod und hielt unter ihnen
grausige Ernte. JUSTI, HÜBSCHMANN, HoRN, SALEMANN, MANN, GAUTIIIOT:
sic haben uns alle im Verlauf weniger Jahre verlassen müssen, und
mit ihnen ist manch schöner Entwurf, manch begonnene Arbeit zu-
nichte gegangen. Und von den wenigen Veteranen der Iranistik,
die noch übergeblieben sind, haben sich leider einige schon seit
Jahren ganz von ihr abgewendet. Die Iranistik ist im Versiegen.
Aber die jüngeren? der Nachwuchs? — Ja, der Nachwuchs!
Bei materiellen Sorgen kann die Wissenschaft nicht gedeihen; die
Sorgen um das Materielle sind aber heutzutage zwingender denn
je. Die akademische Laufbahn ist in den 40 Jahren, seitdem ich
mich habilitiert habe, immer plutokratischer geworden. Daß ein Ira-
nist sich keine Hoffnungen auf erhebliches Kollegiengeld machen
darf, liegt in der Natur der Sache. Das gilt auch vom Indianisten.
Aber dieser hat, auch wenn er sich ausschließlich aufs Indische
verlegt und die indogermanische Sprachwissenschaft und erst recht
das Iranische ganz beiseite liegen läßt, doch wenigstens die Aussicht,
einmal eine dotierte Professur zu erhalten. Für den Iranisten, der
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Beiträge zum sasanidischen Recht gegebene Versprechen, indem ich
ein zweites Heft vorlege: zSR. ,2. Aus mancherlei Gründen später,
als ich gehofft hatte. Aber — ich bin weit entfernt zu glauben, daß
man etwa darauf gewartet hätte. Denn wie viele sinds wohl, die
sich heutzutag- um Pahlavi und SasanidenRecht kümmern?
Man durfte ja vor etwa einem Dutzend von Jahren, als die
unvermuteten, sprachlich und inhaltlich gleich wichtigen Handschriften-
funde von Turfan bekannt wurden, die Erwartung hegen, es werde
das Studium der mitteliranischen Sprachen dadurch einen mächtigen
Aufschwung erleben. Und zunächst schien sich das auch verwirk-
lichen zu sollen. Die Iranisten fühlten sich insgesamt zu neuem
Schaffen angeregt. Da aber kam der Tod und hielt unter ihnen
grausige Ernte. JUSTI, HÜBSCHMANN, HoRN, SALEMANN, MANN, GAUTIIIOT:
sic haben uns alle im Verlauf weniger Jahre verlassen müssen, und
mit ihnen ist manch schöner Entwurf, manch begonnene Arbeit zu-
nichte gegangen. Und von den wenigen Veteranen der Iranistik,
die noch übergeblieben sind, haben sich leider einige schon seit
Jahren ganz von ihr abgewendet. Die Iranistik ist im Versiegen.
Aber die jüngeren? der Nachwuchs? — Ja, der Nachwuchs!
Bei materiellen Sorgen kann die Wissenschaft nicht gedeihen; die
Sorgen um das Materielle sind aber heutzutage zwingender denn
je. Die akademische Laufbahn ist in den 40 Jahren, seitdem ich
mich habilitiert habe, immer plutokratischer geworden. Daß ein Ira-
nist sich keine Hoffnungen auf erhebliches Kollegiengeld machen
darf, liegt in der Natur der Sache. Das gilt auch vom Indianisten.
Aber dieser hat, auch wenn er sich ausschließlich aufs Indische
verlegt und die indogermanische Sprachwissenschaft und erst recht
das Iranische ganz beiseite liegen läßt, doch wenigstens die Aussicht,
einmal eine dotierte Professur zu erhalten. Für den Iranisten, der
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