Metadaten

Preuschen, Erwin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 15. Abhandlung): Untersuchungen zum Diatessaron Tatians — Heidelberg, 1918

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37677#0009
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I. Das Diatessaron und seine Bedeutung für die Textkritik der Evangelien. 9
fing und sich der Verbreitung der christlichen Lehre widmete.
Die Wege, auf denen er nach Rom kam, wo er sich in der Mitte
des 2. Jahrhunderts aufhielt, sind im einzelnen nicht bekannt.
Er spricht von Reisen durch die weite Welt, auf denen er grie-
chische Kunst und Wissenschaft kennen lernte14), auch Bekannt-
schaft mit den Mysterien und Kulten machte15), um endlich in
Rom zu landen, wo er der schulmäßigen Verkündigung der christ-
lichen Lehre oblag.10) In seiner Rede nennt er Justin nicht nur
mit höchster Ehrerbietung17), sondern zeigt sich auch mit dessen
Schicksalen so bekannt und dafür so interessiert18), daß die Nach-
richt der Alten19), er sei Justins Schüler gewesen, dadurch ohne
14) Or. 3δ: ταΰτα μέν ouv ού παρ’ άλλου μαθών έΗεθεμην, πολλήν δέ
έπιφοιτήσας γην καί τούτο · μέν σοφιστεύσας τά ύμέτερα, τοϋτο δέ τέχναις καί
έπινοίαις έγκυρήσας πολλαΐς, έσχατον δέ τη 'Ρωμαίων ένδιατρίψας πόλει καί τάς
άφ’ υμών ώς αυτούς άνακομισθείσας ανδριάντων ποικιλίας καταμαθών.
15) Or. 29: ταύτ5 ouv ίδών έτι δε καί μυστηρίων μεταλαβών καί τάς παρά
πάσι θρησκείας δοκιμάσας διά θηλυδριών καί ανδρογύνων συνισταμένας κτλ.
16) Or. 42: παιδευθείς δε πρώτον μέν τά ύμέτερα, δεύτερον δέ ατινα νύν
κηρύττειν επαγγέλλομαι.
17) Or. 18: καί δ θαυμασιώτατος Ιουστίνος όρθώς έ£εψώνησεν έοικέναι
τούς προειρημένους (d. h. δαίμονας) λησταΐς' ώσπερ γάρ έκείνοις έθος έστί
ϋωγρεΐν τινας, εΐτα τούς αυτούς μισθού τοΐς οίκείοις άποκαθισταν, οίίτω καί οί
νομώόμενοι θεοί . . . τούς άνθρώπους εις τό άρχαΐον άποκαθιστάσιν. Daß Tatian
liier eine Mitteilung aus der mündlichen Schultradition macht, geht aus έΗεψώνησεν
hervor. Er steht somit in demselben Verhältnis zu Justin wie Clemens Alex, zu
Pantänus.
18) Er kennt or. 19 die Verfolgung, der Justin, wie er selbst, durch den
Kyniker Crescens in Rom ausgesetzt war, und von der Justin Apol. II 3 berichtet.
Wenn Justin von Nachstellungen spricht, die sich zu der angedrohten Kreuzigung
verdichteten (έπιβουληθήναι καί Ηύλω έμπαγήναι), so könnte Tatian diese Stelle
im Auge haben mit seiner Bemerkung θανάτου δέ δ καταφρονών ούτως αύτός
(d. h. Crescens) έδεδίει τον θάνατον ώς καί Ιουστίνον καθάπερ καί έμέ ώς κακω
τώ θανάτω περιβαλεΐν πραγματεύσασθαι. Aber da er Justins Leidensgenosse war,
wie sich aus seiner Bemerkung ergibt, ist die Übereinstimmung auch ohne das
erklärt.
19) Irenaus I 28, 1 (den griechischen Text verdanken wir Eusebius, h. e. Ιλ7
29, 2 ff.) nennt ihn Ιουστίνου άκροατής und knüpft daran die gehässige Bemer-
kung, daf3 er nach Justins Tod von der Kirche abgefallen sei, indem er sieb
etwas auf sein Lehramt eingebildet und sich für besser gehalten habe als die
andern. Daß Tatian über ein nicht geringes Maß von Selbstbewußtsein verfügte,
das er geflissentlich zur Schau trug, beweist jeder Satz seiner Piede. Im übrigen
aber wird man bei der Bemerkung des Irenäus in Anschlag zu bringen haben,
daß ihm als Kirchenmann jede Annäherung an die von Tatian offenbar als
gleichberechtigt anerkannten gnostisclien Schulen, wie die des Valentin, Markion
und Satornil, ein Greuel war.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften