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Preuschen, Erwin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 15. Abhandlung): Untersuchungen zum Diatessaron Tatians — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37677#0024
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Erwin Preuschen:

arbeitung erhalten ist, die Victor von Capua 545 ohne Verfasser-
name und ohne Vorwort fand, daß eine arabische Übersetzung
nach einer syrischen Vorlage existiert, in der ebenfalls nur ein
spätes Vorwort zugefügt worden ist, so wird man es an sich nicht
für unwahrscheinlich ansehen dürfen, daß dies eben der von
Tatian gewollte Zustand ist. Da aber der lateinische wie der dem
Araber zugrunde liegende syrische Text Bearbeitungen des Ur-
sprünglichen darstellen, ist damit zu rechnen, daß die Bearbeitung,
die den Text von Grund auf umgestaltete, auch das Vorwort be-
seitigte, zumal wenigstens im Abendland der Name Tatians von
Irenäus her einen schlechten Klang hatte. So möchte es doch
nicht unwahrscheinlich sein, daß Tatian seiner Arbeit ein Begleit-
wort voraufgeschickt hatte, dessen Inhalt vielleicht Eusebius,
wenn er an jener soviel Interesse genommen hätte, um es einer
genaueren Untersuchung zu würdigen, vielleicht zu einer näheren
Mitteilung veranlaßt haben würde.
Da bereits Justin mit besonderem Nachdruck hervorhebt, daß
die „Erinnerungen“, denen er die Nachrichten über Jesus ver-
dankt, apostolischen Ursprungs seien, da Tatians älterer Zeit-
genosse Papias bei seinen Nachforschungen über glaubwürdige
Überlieferungen dasselbe Interesse bekundet, wie er in dem von
Eusebius (h. e. III 39, .31) mitgeteilten Bruchstück aus dem Vor-
wort seines Werkes ausdrücklich sagt, da erst recht alle späteren
Zeugnisse diesen Gesichtspunkt in den Vordergrund rücken, so
ist kein Zweifel darüber möglich, daß auch Tatian sich von der-
selben Absicht leiten ließ, in dem Diatessaron diejenigen Evan-
gelien zusammenzustellen, die unmittelbar oder mittelbar apo-
stolischen Ursprungs waren. Da sich nun aus älterer Zeit keine
Überlieferung findet01), auch kein Verfassername auftaucht, son-

51) Eine von Clemens Alex, (wie es scheint in den Hypotyposen) aufbewahrte
Überlieferung der alexandrinischen Schule (bei Eusebius, h. e. VI 14, 5 ff.), die
wohl auf Pantänus zurückzuführen sein wird (Bousset, Jüdisch-christl. Schul·
betrieb [Forschungen N. F. 6] 1915, S. 190 ff., 263 f.), berichtet etwas abweichend
mit manchen sonst verschwundenen Einzelheiten, daß von den Evangelien die
mit Genealogien versehenen vor den andern entstanden seien. Das läßt auf die
in den Handschriften beobachtete Reihenfolge Matth., Lukas, Markus, Johannes
schließen, die auch bei Origenes in dessen Zitatreihen häufig beobachtet ist und
die auch Ambrosiaster und das Verzeichnis der 60 kanonischen Bücher bezeugen
(vgl. dazu Nestle, Einf. in d. griech. N. T.3, S. 174). Er fügt hinzu, daß, als
Petrus in Rom das Evangelium verkündete, die Zuhörer Markus aufgefordert
hätten, weil er Petrus doch schon lange begleitet und seine Worte daher in das
 
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