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Preuschen, Erwin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 15. Abhandlung): Untersuchungen zum Diatessaron Tatians — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37677#0033
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I. Das Diatessaron und seine Bedeutung für die Textkritik der Evangelien. 33

man nicht bemerken, wenn nicht die Einzelevangelien vorlägen.
Man würde auch nicht erkennen, daß Tatian den Sinn umgebogen hat.
2. Aus der Bergpredigt: M 6, 19 ff. = L 12, 33 f. [Afrahat XX
IG [Wright p. 389, 14 = PS I 921, 2]); vgl. Diät. ar. 9, Giasca p. pv).
Denn er sagt: Sammelt

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nicht Schätze auf der Erde,
wo Diebe graben und stehlen
und wo die Motte einfällt und
verzehrt; sondern sammelt
euch einen Schatz im Himmel,
einen Schatz, der nicht ver-
geht, wo nicht die Motte ver-
zehrt und nicht die Diebe
stehlen. Und ivo euer Schatz
sein wird, da wird auch euer
Herz sein.

Auch bei diesem Wort hat Tatian60) in die überlieferte Text-
orm eingegriffen und leicht geändert, nicht zum Schaden des Bildes.
M schreibt: μή θησαυρίζετε υμΐν θησαυρούς επί τής γης, οπού σής
καί βρώσις αφανίζει καί οπού κλέπται διορύσσουσιν καί κλέπτουσιν ’ θησαυ-
ρίζετε δε ύμίν θησαυρούς εν ουρανώ, οπού ούτε σής καί βρώσις αφανίζει,
καί οπού κλέπται ού διορύσσουσιν ούτε κλέπτουσιν. οπού γάρ έστιν ό
θησαυρός σου, εκεί έσται καί ή καρδία σου. Bei L heißt es: ποιήσατε
έαυτοΐς βαλλάντια μή παλαιούμενα, θησαυρόν άνέκλειπτον εν τοΐς ου-
ρανοΐς, οπού κλέπτης ουκ έγγίζει ούτε σής διαφθείρει. δπου γάρ
έστιν ό θησαυρός υμών, εκεί έσται καί ή καρδία υμών. Die Reihen-
folge Diebe—Motte scheint L entlehnt zu sein, nach dessen \ror-
gang auch wohl das schwer verständliche βρώσις, das man willkür-
lich in der sonst nicht nachweisbaren Bedeutung „Rost“ zu fassen
pflegt07), weggelassen ist: vielleicht der ursprünglichen Absicht des

eti) Der Araber kann außer Betracht bleiben, da von ihm die Eigentümlich-
keiten verwischt sind. Er hat den Text der Pesitta von M 6, 19 ff. als Vor-
lage gehabt.
r>7) Die Syra vetus geht mit dem Diatessaron und läßt βρώσις aus. In der
Pesitta ist das Wort ganz sklavisch mit ntW „Fraß“ übersetzt. Eigenartig
ist die koptische Überlieferung. Dort sind für σής und βρώσις lioli (hoole) und
zoli (zoles, zooles) gebraucht, die beide = σής sind. Es scheint also, daß
der Übersetzer βρώσις für eine anschauliche Bezeichnung für „Motte“ angesehen
hat, womit er recht haben könnte. Der jetzige Text des M wäre dann wohl ein
Sitzungsberichte der Heidelb, Akademie, philos.-kist. Kl. 1918. 15, Abh.

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