Der Papyrusfund zu Elephantine läßt auch die Frage nach
dem Verhältnis der „Weisheit Achiqars“ zum griechischen Volks-
buche vom weisen Aesop wieder aufleben. Gefunden sind in Ele-
phantine außer Urkunden, Briefen und geschäftlichen Akten-
stücken, die nach Perserkönigen aus den Jahren 494—400 datiert
sind, auch zwei literarische Texte. Der eine gibt die aramäische
Übersetzung des Berichtes, den Darius I. über seine Thronbestei-
gung ausgehen ließ, der bekannten Felseninschrift von Bahistun.
Der andere bietet Reste einer aramäischen Fassung des Achiqar-
romans mit eingestreuten Sprüchen, Vergleichen und Fabeln.
Es ist eine sorgfältig ausgeführte Privathandschrift (Palimpsest),
die zu beweisen scheint, daß das Werk schon damals in hohem
Ansehen stand. Die Schrift stimmt völlig zu Urkunden, die nach
Regierungsjahren von Darius II. (424—404) datiert sind. Danach
setzt Sachau1 die Entstehung des aramäischen Achiqar „etwa
zwischen 550 und 450“, Eduard Meyer2 „rund um 500 v. Chr.“,
Nöldeke3 „wohl nicht viel später als Assarhaddon“ (681—68).
Was nun das Verhältnis von Achiqar und Aesop betrifft, so
war inan schon bisher, auf Grund der Untersuchungen von Smend4,
die freilich noch keine Nachprüfung von philologischer Seite her
erfahren haben, geneigt, dem Orient die Priorität zuzugestehen.
Jetzt scheint der Fund von Elephantine die Frage endgültig ent-
schieden zu haben. Wie in der bildenden Kunst, der Astronomie,
der Mantik5 soll Griechenland auch in der Fabel- und Spruch-
dichtung vom Orient abhängig sein. Das ist heute communis
1 Aramäische Papyrus und Ostraka aus einer jüdischen Militärkolonie
zu Elephantine, bearbeitet von Eduard Sachau, Leipzig 1911, S. XXIIff.
2 Der Papyrusfund von Elephantine, Leipzig 1912, S. 107.
3 Untersuchungen zum Achiqarroman. Abhdl. der Göttinger Gesell-
schaft der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse N. F. XIV (1913) N. 4 S. 6.
4 Alter und Herkunft des Achikarromans und sein Verhältnis zu Aesop.
Beihefte zur Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft XIII (1908)
S. 55—125.
5 Vgl. Ed. Meyer a. a. O. S. 126—28.
dem Verhältnis der „Weisheit Achiqars“ zum griechischen Volks-
buche vom weisen Aesop wieder aufleben. Gefunden sind in Ele-
phantine außer Urkunden, Briefen und geschäftlichen Akten-
stücken, die nach Perserkönigen aus den Jahren 494—400 datiert
sind, auch zwei literarische Texte. Der eine gibt die aramäische
Übersetzung des Berichtes, den Darius I. über seine Thronbestei-
gung ausgehen ließ, der bekannten Felseninschrift von Bahistun.
Der andere bietet Reste einer aramäischen Fassung des Achiqar-
romans mit eingestreuten Sprüchen, Vergleichen und Fabeln.
Es ist eine sorgfältig ausgeführte Privathandschrift (Palimpsest),
die zu beweisen scheint, daß das Werk schon damals in hohem
Ansehen stand. Die Schrift stimmt völlig zu Urkunden, die nach
Regierungsjahren von Darius II. (424—404) datiert sind. Danach
setzt Sachau1 die Entstehung des aramäischen Achiqar „etwa
zwischen 550 und 450“, Eduard Meyer2 „rund um 500 v. Chr.“,
Nöldeke3 „wohl nicht viel später als Assarhaddon“ (681—68).
Was nun das Verhältnis von Achiqar und Aesop betrifft, so
war inan schon bisher, auf Grund der Untersuchungen von Smend4,
die freilich noch keine Nachprüfung von philologischer Seite her
erfahren haben, geneigt, dem Orient die Priorität zuzugestehen.
Jetzt scheint der Fund von Elephantine die Frage endgültig ent-
schieden zu haben. Wie in der bildenden Kunst, der Astronomie,
der Mantik5 soll Griechenland auch in der Fabel- und Spruch-
dichtung vom Orient abhängig sein. Das ist heute communis
1 Aramäische Papyrus und Ostraka aus einer jüdischen Militärkolonie
zu Elephantine, bearbeitet von Eduard Sachau, Leipzig 1911, S. XXIIff.
2 Der Papyrusfund von Elephantine, Leipzig 1912, S. 107.
3 Untersuchungen zum Achiqarroman. Abhdl. der Göttinger Gesell-
schaft der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse N. F. XIV (1913) N. 4 S. 6.
4 Alter und Herkunft des Achikarromans und sein Verhältnis zu Aesop.
Beihefte zur Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft XIII (1908)
S. 55—125.
5 Vgl. Ed. Meyer a. a. O. S. 126—28.