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Hausrath, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 2. Abhandlung): Achiqar und Aesop: das Verhältnis der orientalischen zur griechischen Fabeldichtung — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37664#0025
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Achiqar und Aesop.

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Es sind also, da in 11a und b zwei verschiedene Fabeln vor-
liegen, 20 Parallelen, von denen jedoch Smend selbst nur die
ersten 8 für absolut beweiskräftig hält. Von diesen 20 sind 5 nur
bei Babrius, 8 nur in Babriusparaphrasen zu finden, also wohl
aus später Zeit stammend. Von den 7 „aus Aesop“ betreffen nur
3 volkstümliche Stücke aus der ältesten Zeit griechischer Fabel-
dichtung. So könnte ich mich darauf beschränken, bei diesen 3
oder 7 zu untersuchen, wo die Priorität zu liegen scheint. Aber
ich möchte bei der allseitigen Billigung, die die Resultate Smends
gefunden haben, die Materie auch hier ganz erledigen, freilich so
knapp wie möglich. Daher schicke ich mein eigenes Urteil voraus.
Danach sind in der ganzen Erfindung, Tendenz und in Einzel-
zügen so weit übereinstimmend, daß an ein Abhängigkeitsverhält-
nis gedacht werden muß, die Nummern 4, 2 und 5. Das gleiche
Motiv behandeln in durchaus selbständiger Weise die Nummern
1. 8. 9. 15. Die übrigen 13 Nummern sind auch hier in keiner
Weise vergleichbar. Nur die erste Gruppe soll ausführlich behan-
delt werden; bei den anderen begründe ich mein Urteil durch kurze
Analyse der betreffenden Fabeln.
Ich beginne mit
4. Ach. Syr. p. 1231 (Nöld. S. 45.4); Aes. 404 (IV), 404b (11);
Babr. 181 (III); Ignat. Diacon. I 7 (IV).
Du warst mir, mein Sohn, wie die Ziege, die an einem Sumach-
strauß (-bäum Smend) stand, ihn fraß und auf seine Frage „warum
frißt du mich, da man doch dein Fell mit meiner Wurzel behan-
delt?“, erwiderte: „ich fresse dich während meines Lebens; bei
meinem Tode reißt man dich aber mit der Wurzel aus.“ — Der
Schluß wird in den einzelnen Versionen verschieden überliefert
und von Smend für apokryph gehalten; Nöldeke erklärt ihn so:
wenn ich doch tot bin, mag man mit mir anfangen, was man will;
aber dich vernichtet man dann auch.
Zum Ganzen vergleicht Smend mit Recht die oben angeführ-
ten 4 Fabeln. Aber unter diesen ist nur Babrius 181 original,
die aus den aus ihr abgeleiteten Nummern H 404 — Prosapara-
phrase —, 404b — Aphthonius- und dem tetrastischon 7 des
1 Ich gebe den Achiqartext nach den Übersetzungen von Nöldeke
und Smend, ohne hier auf die Unterschiede der Texte bei Rendel-Harris
und Nau im einzelnen näher einzugehen.
 
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