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Hausrath, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 2. Abhandlung): Achiqar und Aesop: das Verhältnis der orientalischen zur griechischen Fabeldichtung — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37664#0026
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26

August Hausrath:

Ignatius Magister wieder hergestellt ist. Babrius selbst jedoch
benutzt das bekannte Epigramm AP IX 75 (Euenos ? Leoni-
das ?) = Kaibel 1106
καν με φάγγ/ς έπI ρίζαν όμως ετι καρποφορήσω
οοοον έπιοπεϊσαί öol1 τράγε, ϋ·νομένω.
Wie weit dies in griechischer wie römischer Literatur sehr beliebte
Motiv — vgl. die Belege bei Stadtmüller zur Anthologie und
Crusius zu Babrius — hinaufreicht, ist schwer festzustellen.
M an brachte später die Geschichte von der Feindschaft zwischen
Bock und Rebe mit dem attischen Winzerfest der άοκώΐια in
Ikaria und dem dabei — und sonst — üblichen Brauch auf einem
Schlauch aus Bockshaut herumzutanzen, άοκωλιαομός, in Be-
ziehung. Vgl. Porph. de abst. II 10 und Eratosthenes bei Hygin
astr. II. 4 (aus der Erigone). ,,Da das Aition des Askoliasmos ein
integrierender Teil der Ikariossage ist, so darf man schließen, daß
der Brauch zu dem in Ikaria gefeierten Fest gehört“1. Auf den
Schlauchtanz — das unctos salire per utres Verg. Georg. II 381 —
spielt deutlich Enbulus CAF II 166 K., wahrscheinlich auch Ari-
stophanes Plutus 1129 (vgl. die Scholien!) an. Also ist an und für
sich Abhängigkeit der griechischen Fabel von der orientalischen
unwahrscheinlich.
Zur Ausführung bemerkt Smend: daß die syrische Form
viel prägnanter ist und deshalb2 auch für ursprünglicher
gelten muß, leuchtet ein. Mir erscheint sie auch mit der
NöLDEKESchen Erklärung ebenso schwerfällig und stumpf wie die
griechische klar und witzig. Eine Zwischenform, die gebührender-
weise der von der Ziege mit Vernichtung bedrohten Pflanze das
letzte Wort läßt, bringt eine arabische Handschrift der Mrs.
Lewis. ,,Heute friß von mir und sättige dich, und morgen gerbt
man dein Fell mit meinen Wurzeln.“ Aber den Geist der alten
griechischen Fabel, die mir das Original für die orientalischen
Nachbildungen zu sein scheint, erreicht auch sie nicht.

1 So Nilsson, Eranos XIV 195ff., auf den wie auf den Aufsatz von
Maass, Tibullsagen, Hermes 18. 339ff. mich Boll aufmerksam gemacht
hat. Vgl. auch Reisch, Pauly-Wissowa R. E. II 1699.
2 Dies Argument ist anfechtbar! Vgl. die Debatten über das Verhält-
nis der vollkommenen zur unvollkommenen Form seit Weber, Indische
Studien III 347ff. und Benfey, Pantschatantra I 325 R. E. VI 1724.
 
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