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August Hausrath:
der Schlange ist ebenfalls wieder unklar. Sie besagt doch wohl
nicht, was Nöldeke meint: er (der Wolf) ist noch schlimmer,
sondern vielmehr: in dieser Lage macht man keine schnöden Witze
sondern bereut seine Sünden. Der gewünschte Sinn wird erst
durch die arabische Version — die aber nach Nöldeke eine Er-
weiterung, nach Smend eine falsche Deutung des syrischen Textes
ist — hineingebracht. Dort heißt es: Und es sagte der Drache
(vgl. δράκων in der Babriusparaphrase!) zum Wolf: Gibst du die
Widder und die Ziegenböcke, die du gefressen hast, ihren Be-
sitzern zurück? Und der Wolf sagte: Nein. Und der Drache
sagte: Dann bist du schlimmer als wir. — So scheint auch hier
wieder ein knappes griechisches Witzwort im Orientalischen ver-
breitert und verflacht worden zu sein.
Bei
5. Ach. Syr. 124 (Nöld. S.46.10); Aes.340 (II); Babr. 215 (III)
hingegen scheint mir die Sache umgekehrt zu liegen. Der Achiqar-
text lautet:
Du warst mir, mein Sohn, wie die Vogelfalle, die im Miste
aufgestellt war. Ein Vögelchen kam, sah sie und sprach: „was
machst du hier.?“ „Ich bete zu Gott.“ „Was hast du im Munde ?“
„Speise für die Gäste.“ Der Vogel kam also heran, diese zu neh-
men, sie aber packte ihn am Halse. Da sprach er in seiner Not:
„wenn das die Speise für die Gäste ist, so möge Gott, zu dem du
betest, dich nicht erhören.“
Dem entspricht die Fabel Aes. Hlm. 340 (II), die vielleicht
auch von Babrius — Babr. 215 — bearbeitet war. Όρνί'&ο'&ηρας
πτηνοϊς παγίδας ϊστα. κόρνδος δέ αυτόν ΰεαοάμενος ήρώτα, τί ποε~ι\
τον δέ ειπόντος πόλιν κτίζειν καί μικρόν νποχωρησαντος, πειστείς
τοϊς λόγοις προσήλϋ'εν. έσϋ'ίων δέ τό δέλεαρ έλαΰ·εν έμπεοών εις τους
βρόχους, τοϋ δέ όρνιΰ'Ο'&ηρα προςδραμόντος καί συλλαβόντος αυτόν
ό κόρνδος έφη· ,,ώ οϋτος, εάν τοιαντας πόλεις κτίζτ/ς [οΰ]1 πολλούς,
τους ένοικοϋντας ευρήσεις.
1 ον findet sich erst in der Accursiana, einer klassizistischen Über-
arbeitung der Aesopica aus der Paläologenzeit. Daß es auch im Augustanus
-— der besten Handschrift der ältesten P’abelrezension — stehe, ist eine der
vielen irrigen Angaben von Leo Sternbach. In der auf Grund einer Ab-
schrift, die von Ernestine Reiske für Lessing gemacht wurde, hergestellten
Ausgabe des Augustanus durch Schneider-Saxo findet es sich freilich;
aber das ist eine der Konjekturen der Reiskia.
August Hausrath:
der Schlange ist ebenfalls wieder unklar. Sie besagt doch wohl
nicht, was Nöldeke meint: er (der Wolf) ist noch schlimmer,
sondern vielmehr: in dieser Lage macht man keine schnöden Witze
sondern bereut seine Sünden. Der gewünschte Sinn wird erst
durch die arabische Version — die aber nach Nöldeke eine Er-
weiterung, nach Smend eine falsche Deutung des syrischen Textes
ist — hineingebracht. Dort heißt es: Und es sagte der Drache
(vgl. δράκων in der Babriusparaphrase!) zum Wolf: Gibst du die
Widder und die Ziegenböcke, die du gefressen hast, ihren Be-
sitzern zurück? Und der Wolf sagte: Nein. Und der Drache
sagte: Dann bist du schlimmer als wir. — So scheint auch hier
wieder ein knappes griechisches Witzwort im Orientalischen ver-
breitert und verflacht worden zu sein.
Bei
5. Ach. Syr. 124 (Nöld. S.46.10); Aes.340 (II); Babr. 215 (III)
hingegen scheint mir die Sache umgekehrt zu liegen. Der Achiqar-
text lautet:
Du warst mir, mein Sohn, wie die Vogelfalle, die im Miste
aufgestellt war. Ein Vögelchen kam, sah sie und sprach: „was
machst du hier.?“ „Ich bete zu Gott.“ „Was hast du im Munde ?“
„Speise für die Gäste.“ Der Vogel kam also heran, diese zu neh-
men, sie aber packte ihn am Halse. Da sprach er in seiner Not:
„wenn das die Speise für die Gäste ist, so möge Gott, zu dem du
betest, dich nicht erhören.“
Dem entspricht die Fabel Aes. Hlm. 340 (II), die vielleicht
auch von Babrius — Babr. 215 — bearbeitet war. Όρνί'&ο'&ηρας
πτηνοϊς παγίδας ϊστα. κόρνδος δέ αυτόν ΰεαοάμενος ήρώτα, τί ποε~ι\
τον δέ ειπόντος πόλιν κτίζειν καί μικρόν νποχωρησαντος, πειστείς
τοϊς λόγοις προσήλϋ'εν. έσϋ'ίων δέ τό δέλεαρ έλαΰ·εν έμπεοών εις τους
βρόχους, τοϋ δέ όρνιΰ'Ο'&ηρα προςδραμόντος καί συλλαβόντος αυτόν
ό κόρνδος έφη· ,,ώ οϋτος, εάν τοιαντας πόλεις κτίζτ/ς [οΰ]1 πολλούς,
τους ένοικοϋντας ευρήσεις.
1 ον findet sich erst in der Accursiana, einer klassizistischen Über-
arbeitung der Aesopica aus der Paläologenzeit. Daß es auch im Augustanus
-— der besten Handschrift der ältesten P’abelrezension — stehe, ist eine der
vielen irrigen Angaben von Leo Sternbach. In der auf Grund einer Ab-
schrift, die von Ernestine Reiske für Lessing gemacht wurde, hergestellten
Ausgabe des Augustanus durch Schneider-Saxo findet es sich freilich;
aber das ist eine der Konjekturen der Reiskia.