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Hausrath, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 2. Abhandlung): Achiqar und Aesop: das Verhältnis der orientalischen zur griechischen Fabeldichtung — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37664#0048
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August Hausrath: Achiqar und Aesop.

Schichten der Literatur, die diesen Namen noch nicht in vollem
Maß verdient, frühzeitig Entlehnungen stattgefunden haben, hat
sich die Philologie keineswegs verschlossen. Bei Xanthos, Herodot,
Ktesias sind ja auch die Tatsachen wie die Wege der Vermitt-
lung mit Händen zu greifen. Übergang fremder Fabeln und
Novellen zu den Griechen ist in manchen Fällen nachgewiesen und
wir rechnen mit dem lebhaftesten Tausch der Völker auf diesem
Gebiet.“ Aber ehe dieser Tausch einsetzte, hatte sich die grie-
chische Volksdichtung aus eigener Kraft zu unverlierbarer Eigen-
art entwickelt, auch hier ihre unvergleichbare Vollkommenheit
bewährend. Eine Ableitung der griechischen Fabeldichtung aus
der orientalischen, wie sie Smend, Nau, Nöldeke fordern, ist un-
möglich — gerade der Achiqar beweist, wie verschieden Geist und
Technik semitischer und hellenischer Fabeldichtungen von Hause
aus sind.
So wird richtig bleiben, was einst Erwin Rohde1 feststellte
- nicht was Smend2 ihn irrigerweise sagen läßt: ,,daß die Tier-
fabel einfach eine griechische Erfindung sei“ — nämlich, daß
die griechische Märchen- und Fabeldichtung so autochthon ist,
wie die irgend eines anderen Volkes. Auch Aesop, d. h. der fabel-
dichtende Volksgeist des Hellenentums, ist unabhängig von dem
Orientalen Achiqar ebenso wie Demokrit.

1 Griech. Roman2 S. 581.
2 S. 95 A. 2.
 
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