Metadaten

Driesch, Hans [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 3. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 1 — Heidelberg, 1918

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37665#0053
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Logische Studien über Entwicklung.

53

für sie Beigebrachte sehr dürftig ist und die Lehren von D.ARWiN
und LAMARCK sicher falsch sindb
Die Versuche von KÄMMERER und TowER reden einer Um-
wandlung der organischen Formen im Wege einer Vererbung ^er-
worbener" Eigenschaften in beschränktem Maße das Wort; und
cs gibt in beschränktem Rahmen erblich feste ,,Mutationen".
Die Deszendenztheorie macht aus der idealen systematischen
Verwandtschaft eine reelle Verknüpfung. Wir fragen nun, welche
Anzeichen dafür sprechen, daß die von ihr gelehrte Stammes-
geschichte oder Phylogenie eine Evolution und keine bloße Häu-
fung sei.
h.
Positive Anzeichen für den ganzheitlichen Charakter der
Lebensgesamtheit, zunächst, ohne Rücksicht auf den Begriff „Ent-
wicklung", sind diese:
1. Die Tatsache der Fortpflanzung, als der aktiven Bil-
dung neuer Ausgangspunkt für die Entstehung von Individuen.
2. Die „fremd dienliche Zweckmäßigkeit" (BECHER)
mancher organischen Bildungen, wie sie in den Gallen^, aber
auch z. B. in dem wechselseitigen Verhältnis des Angepaßtseins
zwischen Insekten und Blütenformen vorliegt. Ein Teil der einen
Form ist hier ausdrücklich mit Rücksicht auf einen Teil an der
anderen organischen Form so, wie er ist. Ja, bei den Gallen wird
geradezu, „altruistisch" reagiert; die Pflanze bietet dem Insekten-
keime sogar Aahrung durch Ausbildung besonderer Aährgewebe
und ermöglicht ihm zur rechten Zeit den Ausgang. Um sich selbst
gegen den Fremdkörper zu schützen würde offenbar bloße Ab-
kapselung genügen.
3. Die besondere Form der systematischen Verwandt-
schaft an Lebewesen, ihre Ähnlichkeit in Abstufungen, welche
cs erlaubt, das biologische „System" mit seinen Klassen, Ordnun-
gen, Familien usw. zu schaffen. Da ist kein Chaos, sondern be-
griffliche Unter- und Aebcnordnung; da ist Eines. Besonders zu
beachten, obschon ganz rätselhaft, sind Fälle, in denen innerhalb
' P7nL (7. Org. I, 8. 253 ff.
2 E. BECHER, Die fremddienliche Zweckmäßigkeit der Pflanzengallen,
Leipzig 1917. — HERBST, (Biol. Centralblatt 15, 1895, 8. 849 f.; vgl. auch
die Gesamtdarstellung über Gallen auf 8. 742 ff.) redete von einer „Knech-
tung der affizierten Pflanze von dem Gallenerzeuger".
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften