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HANS DRIESCH :
einer Familie eine bestimmte Gattung oder Art sehr wesentlich
von allen anderen Familiengliedern ab weicht, aber doch zur
,,Familie" gehört (z. B. Aconitum im Bereich der Ranunculaceen).
4. Die Ähnlichkeit von organischen Einrichtungen (z. B. des
Baues des Auges bei Wirbeltieren, Cephalopoden, Pekten) in Grup-
pen ohne systematische Verwandtschaft (HAMANN^, BERGSoiU).
c.
Positive Anzeichen für den evolutiven, nicht nur den all-
gemein-ganzheitlichen, Charakter der phylogenetischen Entwick-
lung sind diese:
1. Die Unmöglichkeit sich auf rein darwinistischer oder rein
lamarckistischer Basis, also auf der Grundlage des Zufalls, die
Phylogenese verständlich zu machen.
2. Das Bestehen der Tatsache, daß die Embryologie jeden-
falls Evolution, und zwar nicht-maschinelle Evolution, ist. -
(1.
Die grundsätzlichen Wesensverschiedenheiten einer evo-
lutiv gedachten Phvlogenie von der Embryologie sind jedenfalls
folgende:
1. Das Ganze der Lebewesen ist nicht ein Ding, im eigent-
lichen Sinne des Wortes.
2. Das Aic cf des einzelnen Lebewesens kommt für das
Ganze der Lebewesen jedenfalls nicht in Frage. Nur insofern
jedes einzelne Lebewesen ein besonderes Sosein hat, könnte
es Glied eines Ganzen sein.
3. Die Phylogenie zielt jedenfalls nicht auf eine bestimmte
Formausprägung, etwa den Menschen ab, sondern auf viele
Formen, denn der Stammbaum der Lebewesen ist sicherlich viel
verästelt.
4. Das dauernde Bestehen primitiver Formen neben
hoch zusammengesetzten scheint sogar dafür zu sprechen, daß
das ,,Ziel" der Phylogenie das Dasein eines sehr großen, obschon
nicht unendlichen Reichtums der nach Typus und Grad der Kom-
plikation allerverschiedensten Formen ist, welche alle neben ein-
1 Entwicklungslehre und Darwinismus, 1892.
2 Evolution creatrice, 1907, 2. ed. S. 64 ff.
HANS DRIESCH :
einer Familie eine bestimmte Gattung oder Art sehr wesentlich
von allen anderen Familiengliedern ab weicht, aber doch zur
,,Familie" gehört (z. B. Aconitum im Bereich der Ranunculaceen).
4. Die Ähnlichkeit von organischen Einrichtungen (z. B. des
Baues des Auges bei Wirbeltieren, Cephalopoden, Pekten) in Grup-
pen ohne systematische Verwandtschaft (HAMANN^, BERGSoiU).
c.
Positive Anzeichen für den evolutiven, nicht nur den all-
gemein-ganzheitlichen, Charakter der phylogenetischen Entwick-
lung sind diese:
1. Die Unmöglichkeit sich auf rein darwinistischer oder rein
lamarckistischer Basis, also auf der Grundlage des Zufalls, die
Phylogenese verständlich zu machen.
2. Das Bestehen der Tatsache, daß die Embryologie jeden-
falls Evolution, und zwar nicht-maschinelle Evolution, ist. -
(1.
Die grundsätzlichen Wesensverschiedenheiten einer evo-
lutiv gedachten Phvlogenie von der Embryologie sind jedenfalls
folgende:
1. Das Ganze der Lebewesen ist nicht ein Ding, im eigent-
lichen Sinne des Wortes.
2. Das Aic cf des einzelnen Lebewesens kommt für das
Ganze der Lebewesen jedenfalls nicht in Frage. Nur insofern
jedes einzelne Lebewesen ein besonderes Sosein hat, könnte
es Glied eines Ganzen sein.
3. Die Phylogenie zielt jedenfalls nicht auf eine bestimmte
Formausprägung, etwa den Menschen ab, sondern auf viele
Formen, denn der Stammbaum der Lebewesen ist sicherlich viel
verästelt.
4. Das dauernde Bestehen primitiver Formen neben
hoch zusammengesetzten scheint sogar dafür zu sprechen, daß
das ,,Ziel" der Phylogenie das Dasein eines sehr großen, obschon
nicht unendlichen Reichtums der nach Typus und Grad der Kom-
plikation allerverschiedensten Formen ist, welche alle neben ein-
1 Entwicklungslehre und Darwinismus, 1892.
2 Evolution creatrice, 1907, 2. ed. S. 64 ff.