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Driesch, Hans [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 3. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 1 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37665#0046
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46

HANS DRIESCH:

Wir wollen die Frage noch einmal anders wenden:
Jede empirische Naturveränderung geschieht an einem Ding-
haften (Materiellen). Damit sie geschehe, muß eine frühere Ver-
änderung dieses Dinghafte betreffen. Das betroffene Dinghafte
,,reagiert" alsdann kraft seiner ,,Vermögen", d. h. Kraft der Ge-
samtheit dessen, was überhaupt von ihm aus geschehen kann.
Eine von einem Stoß betroffene Kugel ,,reagiert" z. B. kraft ihrer
Vermögen ,,Gestoßenwerdenkönnen" und ,,Sichbewegenkönnen".
Die Grundfrage ist: Können alle empirischen Vermögen der
Naturdinge als Resultanten der Vermögen ihrer materiellen Letzt-
teile als solcher gedacht werden, oder welche können es nicht ?
Antwort: Die Vermögen der Organismen können es nicht.
Das Wort ,,Lirsache" im streng logischen Sinne (als ein be-
sonderes Einzelgeschehnis), braucht hier gar nicht verwendet zu
werden; man kann alles das, was im ,,Medium" an Veränderun-
gen und an Zuständlichkeiten verwirklicht sein muß, auf daß das
Betroffene ,,reagiere", die Bed?'7?gM7?ge% oder Gr3%cAe7Wo7%pie;K
nennen. Auf alle Fälle ist dann ,,das Reagierende", d. h. das
Ding, an dem oder von dem aus die neue AVränderung ge-
schieht, auch noch da, also etwas, was nicht im eigentlichen
Sinne ,,Bedingung" ist.
Kann das eine ,,Struktur" sein ? - das ist die Frage.

4. Die Erfüllung.
Nach dieser Erörterung der allgemeinen Kriterien für Am7??M-
iaRoTr und j5F<VMRo7r überhaupt und für 7?m.ycAmeiie und 7RcAL
7/nMcAme^e AVohHicw im besonderen, der wir noch eine ganz all-
gemein gehaltene Aufrollung des Grundproblems aller Naturlehre
folgen ließen, gehen wir dazu über zu prüfen, wo und wie im Be-
reiche des Naturwirklichen die Entwicklungsform 7ReAt-77?.%.$cA?'77cMe
Evolution verwirklicht ist.
Wir wissen also jetzt dieses: Wo immer im Bereich des
Naturwirklichen an einem sich entwickelnden Dinge eine Regu-
lation oder ein Erzeugtwerden von der nicht-maschinell denkbaren
Art besteht, da handelt es sich um 7McA<D7%%.$cAme^e
dieses Dinges. Das Ding ist auch ,,materiell", gewiß; aber seine
materielle Natur ist nicht seine ganze Natur und bestimmt nicht
allein das Geschehen an ihm. Es handelt sich eben nicht um mate-
rielles ,,Vorgebildetsein" des Geschehens.
 
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