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HANS DRIESCH:
ja, es scheint uns sogar, als entwickle das Materielle ,,sich", was
aber nicht der Fall ist.
Nur seinem nach also, nicht seiner nach ^ent-
wickelt" sich das eigentlich wirkende nicht-materielle Agens. Und
zu dieser seiner Entwicklung actu sind materielle Tatbestände,
nämlich das Nicht-Dasein materiell ausgeprägter Ganzheit, die
Veranlassung (wovon an anderer Stelle^ geredet worden ist).
So wenigstens muß die Logik, die sagen, welche
,,Kausalität", d. h. Vorherbestimmtheit des Werdens in Anderem,
will. Metaphysik oder darf vielleicht anders
sagen; dann lehrt sie für nicht-maschinelle Evolution FreiAcP,
d. h. Unvorherbestimmtheit des Geschehens mit Rücksicht auf
das Nicht-materielle; dann ,,macht sich", um einen Ausdruck
BERGSONSzu verwenden, das Nicht-materielle, durch nichts, auch
nicht durch sein beharrliches ,,Wesen" bestimmt, vielmehr erst
im Laufe der Entwicklung dieses ,,Wesen". Die metaphysische
Frage aber ist unentscheidbarL
Es ist auch ein Ineinandergreifen vorbestimmter und
freier Wirkungsäußerung des Nicht-materiellen metaphysisch denk-
bar, etwa so, daß die nicht-maschinelle an der Materie erfahrbare
Evolution durch eine lange Prozeß-Reihe hindurchgeht, die aus
einzelnen Teilevolutionen besteht, welche jeweils zum Teilziel A,
nmal hinter einander, führen. Da könnte die Bildung jedes ein-
zelnen A als durch das beharrliche IdV^en des nicht-materiellen
Agens bestimmt gedacht werden. Aber wenn, im weiteren Ver-
lauf der Gesamtevolution, nun nach n Abläufen mit dem Teil-
ziele A das Teilziel B, vielleicht mmal, entsteht und dann das
Teilziel G usw.: dann möchte der Übergang von der Lieferung
von A zu der von B und der von G usw. /rei geschehen. (Im Reiche
des Organischen, im weitesten Sinne, möchte die Ontogenie deter-
miniert, die Phylogenie und Geschichte indeterminiert ablaufen.)
3. Zum Begriff der „Epigenesis".
Im tiefsten Sinne schafft also keine Form von Entwicklung,
nicht einmal die nicht-maschinelle Evolution, etwas Neues — wenig-
stens muß die Logik so sagen. Es gibt also im tiefsten Sinne des
Wortes, wenigstens für die Logik, nicht das, was embryologisch
1 P/?ü. (2. Org. II. 8. 230 ff., 341 ff.
2 Ygl. IFIr/füc/i/ceüsZf/i/'e 8. 120 f.
HANS DRIESCH:
ja, es scheint uns sogar, als entwickle das Materielle ,,sich", was
aber nicht der Fall ist.
Nur seinem nach also, nicht seiner nach ^ent-
wickelt" sich das eigentlich wirkende nicht-materielle Agens. Und
zu dieser seiner Entwicklung actu sind materielle Tatbestände,
nämlich das Nicht-Dasein materiell ausgeprägter Ganzheit, die
Veranlassung (wovon an anderer Stelle^ geredet worden ist).
So wenigstens muß die Logik, die sagen, welche
,,Kausalität", d. h. Vorherbestimmtheit des Werdens in Anderem,
will. Metaphysik oder darf vielleicht anders
sagen; dann lehrt sie für nicht-maschinelle Evolution FreiAcP,
d. h. Unvorherbestimmtheit des Geschehens mit Rücksicht auf
das Nicht-materielle; dann ,,macht sich", um einen Ausdruck
BERGSONSzu verwenden, das Nicht-materielle, durch nichts, auch
nicht durch sein beharrliches ,,Wesen" bestimmt, vielmehr erst
im Laufe der Entwicklung dieses ,,Wesen". Die metaphysische
Frage aber ist unentscheidbarL
Es ist auch ein Ineinandergreifen vorbestimmter und
freier Wirkungsäußerung des Nicht-materiellen metaphysisch denk-
bar, etwa so, daß die nicht-maschinelle an der Materie erfahrbare
Evolution durch eine lange Prozeß-Reihe hindurchgeht, die aus
einzelnen Teilevolutionen besteht, welche jeweils zum Teilziel A,
nmal hinter einander, führen. Da könnte die Bildung jedes ein-
zelnen A als durch das beharrliche IdV^en des nicht-materiellen
Agens bestimmt gedacht werden. Aber wenn, im weiteren Ver-
lauf der Gesamtevolution, nun nach n Abläufen mit dem Teil-
ziele A das Teilziel B, vielleicht mmal, entsteht und dann das
Teilziel G usw.: dann möchte der Übergang von der Lieferung
von A zu der von B und der von G usw. /rei geschehen. (Im Reiche
des Organischen, im weitesten Sinne, möchte die Ontogenie deter-
miniert, die Phylogenie und Geschichte indeterminiert ablaufen.)
3. Zum Begriff der „Epigenesis".
Im tiefsten Sinne schafft also keine Form von Entwicklung,
nicht einmal die nicht-maschinelle Evolution, etwas Neues — wenig-
stens muß die Logik so sagen. Es gibt also im tiefsten Sinne des
Wortes, wenigstens für die Logik, nicht das, was embryologisch
1 P/?ü. (2. Org. II. 8. 230 ff., 341 ff.
2 Ygl. IFIr/füc/i/ceüsZf/i/'e 8. 120 f.