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Driesch, Hans [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 3. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 1 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37665#0011
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Logische Studien über Entwicklung.

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seit langem genannt wird. Das darf es für die Logik
gar nicht geben. Also auch, wer den Vitalismus lehrt und ma-
schinelle Evolution für die Embryologie (etwa in Form der Theorie
WmsMANNs) verwirft, der muß ,,Evolution" lehren, obschon
keine raumhaft präformierte Evolution. Freilich muß er auch
ein weniges an den Keimen raumhaft präformicrt sein lassen,
vielleicht^ die allgemeinen (nach Störungen regulierbaren) Sym-
metrieverhältnisse, denn sonst ermangelte es der EAiWechm am
zureichenden Grunde für die Örtlichkeit ihres jeweiligen Ein-
greifens^.
Roux hat in seiner Schrift die &ei der Eererörng ccm
l urmümre/r u^zu/red/ne^de/r Lorydwye noch jüngst (1913) die Mög-
lichkeit echter Epigenesis und ihre Beteiligung an gewissen embryo-
nalen Geschehnissen (im Verein mit weit zahlreicheren echt räum-
lich-evolutiven Vorgängen) gelehrt. Wir können also diesen Er-
örterungen Roux' nicht zu stimmen, so sehr wir auch gerade
diese seine letzte Schrift als ein Muster begrifflicher Klarheit und
Schärfe zu schätzen wissen.
Es soll nach Roux echte Epigenese, also nicht bloß Epigenese
im Sinne der ,,Produktion von sichtbarer Alannigfaltigkeit" (S. 21),
wie schon 1759 E. Eit. WouFF sie als bestehend gelehrt habe,
nicht nur möglich, sondern auch wirklich sein. Mit Recht wird
ausgeführt, daß WouFFS Epigenesis ,,in Wirklichkeit vorwiegend
oder ausschließlich Evolution sein könne" (S. 22), nämlich das
,,bloße Wahrnehmbarwerden präexistierender latenter Ver-
schiedenheiten". Sogar im Anorganischen soll es Epigenesis im
strengen Sinne des Wortes geben, also in dem Sinne, daß ,,von
wirklich, nicht bloß von sichtbar Einfacherem aus" Mannigfal-
tigeres produziert werde.
Als Beispiele anorganischer Epigenesis führt Roux (S. 27 ff.)an:
!. Die Earadavschen magnetischen Kraftlinien. Hier seien
nur 1 Faktoren gegeben: die Platte, die Feilspäne ,,als eine Ein-
fachheit" genommen, der Magnet, die ihn festhaltende Kraft.
^ Man könnte an bilaterale Polarität der kleinsten Teile denken.
2 Roux meint auf S. 37, Anm. seiner sogleich zu erörternden Schrift,
ich könne in meiner vitalistischen Theorie der Embryogenese ,,wohl mit
einem homogenen materiellen Faktor", abgesehen von der Entelechie, aus-
koinmen. Das ist unrichtig, und ich habe mich in der PAüosop/üe Or-
gwüscAe/; (I, 65 ff., 88, 136) ausdrücklich dagegen ausgesprochen. Vgl. auch
D/F LcAcüüuüon 1 ArAmye S. 45 (im Archiv für Entw.
mech., Bd. 8, S. 74), 1899.
 
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