Metadaten

Neckel, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 7. Abhandlung): Studien zu den germanischen Dichtungen vom Weltuntergang — Heidelberg, 1918

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37669#0009
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Studien zu den germ. Dichtungen vom Weltuntergang.

9

götter’, und die Sonne der Götter — richtiger als 'Schlachtgötter’
wäre wohl 'Walhallgötter’ — hat man auf Grund von Snorris
Angabe im Anfang der Skälda, daß den in Asgard zechenden
Göttern des Abends leuchtende Schwerter Licht spenden, gedeu-
tet als 'Schwertglanz’1. Das heißt aber dem Dichter eine sehr
gesuchte Ausdrucksweise Zutrauen. Der Glanz, der von Surts
Schwerte ausgeht, ist natürlich Schwertglanz, aber eben deshalb
läge es sehr fern, ihn als solchen noch besonders zu bezeichnen,
und nun gar durch eine Anspielung, die weit aus dem Zusammen-
hänge hinausweist. Auch hat man mit Recht eingewandt, daß
söl valliva als Kenning für 'Schwertglanz’ ohne Gegenstücke
wäre. Dieser Ausdruck muß also anders verstanden und wo-
möglich die Anspielung anders bezogen werden. Söl, 'Sonne’,
» kommt in den Umschreibungen der altnordischen Dichtersprache
häufig vor, u. a. für die Begriffe 'Gold’ und 'Schwert’. Beides
kommt für unsere Stelle in Frage; 'Schwert’ allerdings nur, wenn
mau söl als Dativ und Apposition zu sverdi faßt, aber das ist nicht
unmöglich. Mögen wir nun übersetzen 'es leuchtet vom Schwerte,
der Sonne der Walhallgötter’ oder 'es leuchtet vom Schwerte die
Sonne der Walhallgötter (nämlich das Gold)’ — eine sichere Ent-
scheidung zwischen den beiden Möglichkeiten scheint ausge-
schlossen —, so ist in jedem Falle klar, daß ein Zusammenhang
von Surts Schwert mit den WMlhallgöttern angedeutet wird2.
Welcher Art dieser Zusammenhang ist, sagt uns Loki in der Loka-
senna: Freyr, der nach unserer Stelle der Völuspä durch Surts
Schwert fällt, hat sein wunderbares Schwert dem Gymir ab-
getreten, um die schöne Gerd zu besitzen. Die Lokasenna und
Snorri wissen, daß diese Abtretung sich furchtbar rächt durch
Freys Tod, und Snorri erklärt dies näher dahin, daß Freyr
dem Feinde ohne sein gutes Schwert, das 'von selbst kämpft gegen
der Riesen Geschlecht’, gegenübertreten muß. Wir erkennen nun,
daß dieses Wissen Snorris nicht vollständig ist: Freyr fällt nicht
bloß, weil er sein Schwert aus der Hand gegeben hat, sondern
1 Möllenhoff, Dtsche. Altertumskd. 5, 151. Vgl- Bj. Olsen a. a. O.
152 f.
2 Man hat dies längst gesehen, aber gemeint, darin einen Irrtum er-
kennen zu müssen. Daher hat man teils valüva als Gen. Sing, auf Surt
beziehen wollen (was keinerlei Stütze hat), teils angenommen, es sei hier
gar nicht von Surts Schwert, sondern von den Schwertern der Götter die
Rede (obgleich Wortstellung, Numerus und Zusammenhang dem wider-
sprechen).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften