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Neckel, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 7. Abhandlung): Studien zu den germanischen Dichtungen vom Weltuntergang — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37669#0010
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10

Gustav Neckel:

weil sein Gegner dieses Schwert führt. Er fällt also durch die
eigene Waffe.
Offenbar ist dies, wie hei so manchem übermenschlichen
Wesen, die einzige, die ihm den Tod bringen kann. Auch Odin
und Thor und vorher Baldr erliegen nicht dem Eisen des Geg-
ners. Von Freyr muß etwas Ähnliches gegolten haben. Seine
Todesart, die unsere Quellen übergehen, muß ein Seitenstück zu
ßaldrs Fall durch die Mistel, zu Odins Verschlingung und zu
Thors Vergiftung gewesen sein. Diese Forderung war in ver-
lorenen Versen erfüllt durch die Erfindung, daß das dem einen
Riesen überlieferte wunderbare Götterschwert in der Hand des
anderen wieder auftaucht und seinem ersten Besitzer den Tod
bringt.
Auf diese Erfindung bezieht sich die Völuspä, wenn sie Surts
Schwert die 'Göttersonne5 nennt oder das 'Göttergold5 von ihm
strahlen läßt. Wir können, wie gesagt, den Ausdruck söl valtiva
nicht erschöpfend erklären, jedenfalls weil er sehr alt ist und weil
nicht genug alte Quellen erhalten sind. Gleichwohl — oder: eben
deshalb — ist er für uns von hohem Wert. Es kann kein Zufall
sein, daß an dieser Waffe des Freyr der Glanz so stark hervor-
gehoben wird. Da Freyr selbst der glänzende Gott ist (biartr
nennt ihn die Völuspä an unserer Stelle) und im Sonnenschein
sich zeigt, so ist es natürlich, daß ihm, entsprechend Odins Speer
und Thors Hammer, ein Schwert beigelegt wird — denn die
Schwertklinge blitzt, die Skalden vergleichen sie daher mit der
Sonne — und daß dieses Schwert besonders hell leuchtet. Der
helle Freyr und sein glänzendes Schwert verhalten sich zueinander
wie der leuchtende Baldr und sein schimmerndes Haus Breiöablik.
Wo das Ficht herkommt, da ist der Gott, aber was leuchtet, braucht
nicht der Gott selbst zu sein, es kann auch sein Besitztum sein,
nämlich ursprünglich dann, wenn man dieses zu erkennen glaubte,
sei es als silbergedecktes Haus in den Wolken, sei es als quer über
den Himmel gezücktes, blitzendes, goldglänzendes Schwert. Die
Naturgrundlage des Freyschwertes scheint so klar wie irgend
eine.
Sie ist zugleich die Naturgrundlage von Freys Kampf mit
Surt. Zückt der Gott sein Schwert, so muß es zum Kampfe sein,
und natürlich gegen einen Riesen. Eingestellt in den Zusammen-
hang des Ragnarök, nahm diese Vorstellung die Gestalt an: der
Riese führt das Schwert des Gottes und tötet damit den Wehr-
 
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