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EnnoLittmann:
Dennoch sind die Verbindungslinien, die von dem einen
zum anderen führen, nicht ganz so kurz. Ich glaube vielmehr,
daß hier eine Mittelstufe anzunehmen ist und daß Karagöz erst
auf einem Umwege zum Schattenspiel-Ibis geworden ist.
,Schon der Name „Malerspiel" erinnert sogleich an Namen
wie „Zauberer-Spiel" und „Schuster-Spiel". Dies sind aber nicht
Bezeichnungen für Schattentheaterstücke, sondern für Stücke des
türkischen Volksschauspiels, das unter dem Namen ODu 07%%%
„Spiel der Mitte" bekannt ist; vgl. darüber JACOB, .Die ^fHAAscAe
Uo^Ashifernfur, Berlin 1901, S. 38ff., 'und Kuxos, Dus fArAiscAe
Uo^AsscAauspiiD, Leipzig 1908. Andererseits ist es ein wichtiger
formaler Unterschied, den man nicht übersehen darf, daß in den
Stücken, in denen Karagöz ein Gewerbe ausübt, auch in den
wenig kunstvollen arabischen Stücken (vgl. meine HraAfscAeM
ShAnffewapAD, Nr. I), Hagi Ejvad und Karagöz gemeinsam fest-
stellen, daß sie kein Geld haben, und beschließen, irgendein
Gewerbe auszuüben, während im Malerspiel der Spaßmacher
bereits gleich als Gehilfe seines Meisters erscheint.. Auch dies
führt uns zum Volksschauspiel. Denn in den arabischen Possen
Syriens ist fast immer der Diener oder Gehilfe, der Kami! genannt
wird, die lustige Person des Stückes. Ein Theatermanuskript, das
20 dieser Possen enthält, erwarb ich 1899 in Beirut; eine
von ihnen veröffentlichte ich in der ZsffscAD/T Aer DeuDcAe??.
GeseA'scAu/T, Band 56, S. 86 ff., die anderen
übergab ich einem Straßburger Schüler von mir, der zwar seine
Bearbeitung als Straßburger Dissertation fertig stellte, zuerst
aber durch andere Arbeiten, dann durch den Krieg verhindert
wurde, sie zu veröffentlichen, ln dem von mir herausgegebenen
arabischen Volksschauspiel „Das Pariser Hotel" spielen Kämil
und sein Freund die Hauptrollen; für sie haben Karagöz und
Hagi Ejvad das Vorbild abgegeben. Dort ist Kämil auch noch
nicht der Diener; als solcher kommt, er in den anderen Stücken
vor. Diese Possen stammen aus Damaskus; es ist sehr leicht
möglich, daß Beziehungen zwischen dem dortigen Volkstheater
und dem von Aleppo bestanden haben.
Bereits JACOB hat (TArADcAe UoDsfiferrHur, S. 40f.) aus-
geführt, wie sich das Volksschauspiel in der Türkei aus dem
Schattenspiel entwickelt hat. Ich habe (a. a. 0., S. 86) an-
genommen, daß sich ein ähnlicher Prozeß-, aber wohl unab-
hängig vom türkischen Theater, in Syrien abgespielt hat. Wenn
EnnoLittmann:
Dennoch sind die Verbindungslinien, die von dem einen
zum anderen führen, nicht ganz so kurz. Ich glaube vielmehr,
daß hier eine Mittelstufe anzunehmen ist und daß Karagöz erst
auf einem Umwege zum Schattenspiel-Ibis geworden ist.
,Schon der Name „Malerspiel" erinnert sogleich an Namen
wie „Zauberer-Spiel" und „Schuster-Spiel". Dies sind aber nicht
Bezeichnungen für Schattentheaterstücke, sondern für Stücke des
türkischen Volksschauspiels, das unter dem Namen ODu 07%%%
„Spiel der Mitte" bekannt ist; vgl. darüber JACOB, .Die ^fHAAscAe
Uo^Ashifernfur, Berlin 1901, S. 38ff., 'und Kuxos, Dus fArAiscAe
Uo^AsscAauspiiD, Leipzig 1908. Andererseits ist es ein wichtiger
formaler Unterschied, den man nicht übersehen darf, daß in den
Stücken, in denen Karagöz ein Gewerbe ausübt, auch in den
wenig kunstvollen arabischen Stücken (vgl. meine HraAfscAeM
ShAnffewapAD, Nr. I), Hagi Ejvad und Karagöz gemeinsam fest-
stellen, daß sie kein Geld haben, und beschließen, irgendein
Gewerbe auszuüben, während im Malerspiel der Spaßmacher
bereits gleich als Gehilfe seines Meisters erscheint.. Auch dies
führt uns zum Volksschauspiel. Denn in den arabischen Possen
Syriens ist fast immer der Diener oder Gehilfe, der Kami! genannt
wird, die lustige Person des Stückes. Ein Theatermanuskript, das
20 dieser Possen enthält, erwarb ich 1899 in Beirut; eine
von ihnen veröffentlichte ich in der ZsffscAD/T Aer DeuDcAe??.
GeseA'scAu/T, Band 56, S. 86 ff., die anderen
übergab ich einem Straßburger Schüler von mir, der zwar seine
Bearbeitung als Straßburger Dissertation fertig stellte, zuerst
aber durch andere Arbeiten, dann durch den Krieg verhindert
wurde, sie zu veröffentlichen, ln dem von mir herausgegebenen
arabischen Volksschauspiel „Das Pariser Hotel" spielen Kämil
und sein Freund die Hauptrollen; für sie haben Karagöz und
Hagi Ejvad das Vorbild abgegeben. Dort ist Kämil auch noch
nicht der Diener; als solcher kommt, er in den anderen Stücken
vor. Diese Possen stammen aus Damaskus; es ist sehr leicht
möglich, daß Beziehungen zwischen dem dortigen Volkstheater
und dem von Aleppo bestanden haben.
Bereits JACOB hat (TArADcAe UoDsfiferrHur, S. 40f.) aus-
geführt, wie sich das Volksschauspiel in der Türkei aus dem
Schattenspiel entwickelt hat. Ich habe (a. a. 0., S. 86) an-
genommen, daß sich ein ähnlicher Prozeß-, aber wohl unab-
hängig vom türkischen Theater, in Syrien abgespielt hat. Wenn