Metadaten

Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 1. Abhandlung): Über das landschaftliche Relief bei den Griechen — Heidelberg, 1919

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37678#0024
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
16

Rudolf Pagenstecher:

von einer schlanken Vase bekrönt wird. Nur außerhalb Attikas
ist die Kunst weiter gegangen29.
Die Grotte der Nymphenreliefs ist zweifellos die Nachbildung
der verschiedenen Nymphen- und Pansgrotten, deren berühmteste
durch eine glückliche Entdeckung Rodenwaldts bestimmt wer-
den konnte30. In niedriger Wölbung ziehen sich die meistens nur
oberflächlich gegliederten Felsblöcke über der Gruppe des Hermes
und der Nymphen über der Gestalt des Acheloos und Pans selbst
hin. In der Regel ist die Natur einsam, nur die Grotte von den
göttlichen Wesen erfüllt. In einigen Fällen jedoch ist die Felswand
belebt durch liegende Tiere, zwischen denen etwa der Gott selbst
musizierend mit gekreuzten Beinen sich niedergelassen hat. Im
engsten Anschluß an die Gottheit entsteht ein Bild des von ihr
behüteten und symbolisierten Tierlebens, ein bukolisches Relief,
das sich nur dadurch von den späteren idyllischen Reliefs unter-
scheidet, daß die Menschen noch nicht an die Stelle der Götter
getreten sind. Noch versieht Pan das Amt des Hirten und die
Besucher der Grotte sind nicht menschliche Fiebende, sondern
die Nymphen selbst, mit Hermes, ihrem Führer.
In einem vom Parnes stammenden Relief31 ist erheblich mehr
gegeben. Zwar verzichtet der Künstler auf die Möglichkeit, eine
Belebung der Landschaft durch Bäume zu versuchen, wie es etwa
der Verfertiger jenes Reliefs getan hatte, das Pan selbst in ernster
würdiger Haltung unter einem mächtigen Baum, von dem nur
der Stamm und die Hauptäste ohne weitere Verzweigung und ohne
Laub ausgearbeitet sind, darstellt32. Aber über der Höhle, in
welcher die drei Nymphen zu einem Brunnen schreiten, und neben
der Acheloos als Flußgott mit dem Horn in der Hand zur Hälfte
aus dem Felden hervorragend seinen Platz hat, baut sich in mäch-
tigen Felsen das Massiv des Berges auf und gewährt den gött-
lichen Wesen Platz, deren Darstellung den Künstler zur Höher-
führung der Grottenwand angeleitet haben mag. Immerhin ist der
Berg hier das Maßgebende. Er ist kaum noch der Untergrund
für die auf ihm verteilten Gestalten, sondern er erscheint als das
Gegebene, die Zahl der Götter als das Zufällige: eine Landschaft
29 Svoronos, Das Athener Nationalmuseum Taf. XXXIII ff.; LXXIl'Iff.
XGVIIff. usw.
30 Athen. Mitt. XXXVII, 1912, S. 141 ff.
31 Svoronos, a. a. O. Taf. XGV1T, 1879.
32 Ebenda Taf. XLIX, 1382.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften