Über das landschaftliche Relief bei den Griechen.
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Wildheit der gänzlich freien Natur, sondern eine gewissermaßen
rationale Natur, vom Menschen gebändigt, gesänftigt, gebildet. . .
Wenn er einmal der zivilisierten Menschenwelt und ihrer Qual zu
entfliehen wünscht, so versetzt er sich und eine ideale Menschheit
doch höchstens in eine freiwillig milde Natur, welche des Men-
schen nicht bedürfte, um von selbst zum Kunstwerk sich zu ge-
stalten57.“ Wir können diese erste Gruppe somit als das
idyllische oder das bukolische Relief bezeichnen, wäh-
rend die zweite Gruppe unter dem Begriff des heroisch-
mythologischen Reliefs mit landschaftlicher Staffage
zusammengefaßt werden soll. Es ist selbstverständlich,
daß sich die Grenzen nicht stets mit pedantischer Genauigkeit
ziehen lassen. Als Vertreter der ersten Gruppe mag neben den
beiden Brunnenreliefs Grimani das Münchener Bauernrelief58, als
Vertreter der zweiten das Dolonrelief gelten.
Sieverings Scheidung nach der Technik deckt sich mit der
von uns befürworteten nach dem Wert, welcher der Landschaft zu-
gemessen wird. Wenn er die Bilder um das Dolonrelief und die-
jenigen, welche sich in die Nähe der Grimanischen Bilder stellen,
in Gegensatz zueinander setzt, so ist damit zugleich der Gegen-
satz zwischen dem heroisch-mythologischen und dem idyllischen
oder bukolischen, dem „Pracht“- und dem „Kabinettrelief“ aus-
gesprochen.
In seiner ersten, älteren Gruppe, die unserer zweiten ent-
spricht, faßt Sievering außer der Dolonie und einigen anderen
der Reliefbilder das Münchener Opferrelief, die Satyrspielreliefs,
das Werk des Archelaos59, den Telephosfries und das landschaft-
liche Relief von Tralles zusammen60. Zu seiner zweiten, unserer
67 Rohde, Der griechische Roman 2. Auf!., S. 245.
53 Brunn-Bruckmann, S. 628 Abb. 2; Schreiber, Reliefbilder Taf. 80.
59 Die Spätdatierung des Archelaosreliefs durch Sievering (Rom.
Mitt. XXXII1917 S. 74ff.) halte ich für berechtigt, doch darf nicht übersehen
werden, daß die Typik des Bildes sehr viel älteren Vorbildern folgt, jedenfalls
nicht den Stand des Landschaftsreliefs des 1. vorchristlichen Jahrhunderts
repräsentiert. Der untere Streifen erinnert an die bekannten Weih- und
Totenmahlreliefs, der Aufbau der oberen Streifen am ehesten an die Schild-
kompositionen, die erst der augusteischen Epoche angehören werden (s. u.
Anm. 92).
60 Die Datierung des Reliefs von Tralles scheint mir weder in der Original-
veröffentlichung (Bull. Corr. Hell. XXVIII, 1904, S. 71 ff.) nocli durch ge-
legentliche Bemerkungen, wie beispielsweise die Sieverings (Br.-Br. S. 631)
hinlänglich gesichert. In das 3. Jahrhundert, Edhem Bey setzt es sogar in
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Wildheit der gänzlich freien Natur, sondern eine gewissermaßen
rationale Natur, vom Menschen gebändigt, gesänftigt, gebildet. . .
Wenn er einmal der zivilisierten Menschenwelt und ihrer Qual zu
entfliehen wünscht, so versetzt er sich und eine ideale Menschheit
doch höchstens in eine freiwillig milde Natur, welche des Men-
schen nicht bedürfte, um von selbst zum Kunstwerk sich zu ge-
stalten57.“ Wir können diese erste Gruppe somit als das
idyllische oder das bukolische Relief bezeichnen, wäh-
rend die zweite Gruppe unter dem Begriff des heroisch-
mythologischen Reliefs mit landschaftlicher Staffage
zusammengefaßt werden soll. Es ist selbstverständlich,
daß sich die Grenzen nicht stets mit pedantischer Genauigkeit
ziehen lassen. Als Vertreter der ersten Gruppe mag neben den
beiden Brunnenreliefs Grimani das Münchener Bauernrelief58, als
Vertreter der zweiten das Dolonrelief gelten.
Sieverings Scheidung nach der Technik deckt sich mit der
von uns befürworteten nach dem Wert, welcher der Landschaft zu-
gemessen wird. Wenn er die Bilder um das Dolonrelief und die-
jenigen, welche sich in die Nähe der Grimanischen Bilder stellen,
in Gegensatz zueinander setzt, so ist damit zugleich der Gegen-
satz zwischen dem heroisch-mythologischen und dem idyllischen
oder bukolischen, dem „Pracht“- und dem „Kabinettrelief“ aus-
gesprochen.
In seiner ersten, älteren Gruppe, die unserer zweiten ent-
spricht, faßt Sievering außer der Dolonie und einigen anderen
der Reliefbilder das Münchener Opferrelief, die Satyrspielreliefs,
das Werk des Archelaos59, den Telephosfries und das landschaft-
liche Relief von Tralles zusammen60. Zu seiner zweiten, unserer
67 Rohde, Der griechische Roman 2. Auf!., S. 245.
53 Brunn-Bruckmann, S. 628 Abb. 2; Schreiber, Reliefbilder Taf. 80.
59 Die Spätdatierung des Archelaosreliefs durch Sievering (Rom.
Mitt. XXXII1917 S. 74ff.) halte ich für berechtigt, doch darf nicht übersehen
werden, daß die Typik des Bildes sehr viel älteren Vorbildern folgt, jedenfalls
nicht den Stand des Landschaftsreliefs des 1. vorchristlichen Jahrhunderts
repräsentiert. Der untere Streifen erinnert an die bekannten Weih- und
Totenmahlreliefs, der Aufbau der oberen Streifen am ehesten an die Schild-
kompositionen, die erst der augusteischen Epoche angehören werden (s. u.
Anm. 92).
60 Die Datierung des Reliefs von Tralles scheint mir weder in der Original-
veröffentlichung (Bull. Corr. Hell. XXVIII, 1904, S. 71 ff.) nocli durch ge-
legentliche Bemerkungen, wie beispielsweise die Sieverings (Br.-Br. S. 631)
hinlänglich gesichert. In das 3. Jahrhundert, Edhem Bey setzt es sogar in