Über das landschaftliche Relief bei den Griechen.
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italiker mit mythologisch-idyllischen Gegenständen schon früh
beschäftigten80.
Wir sehen, die Magna Graecia tritt gleichberechtigt neben die
Orte des Ostens, die bisher allein gültigen Anspruch auf die „Er-
findung“ des landschaftlichen Reliefs zu machen schienen. Tarent,
Sybaris, Kroton, Lokroi, Syrakus, Agrigent, diese Namen bezeich-
nen ebensoviele Städte von alter hoher und eigentümlicher Kul-
tur, und ihre Bedeutung in hellenistischer Zeit wird nur deswegen
unterschätzt, weil man in der Regel völlig neu auftauchenden
Erscheinungen, wie es Pergamon, Antiochia und Alexandrien
gewesen sind, lebhaftere und intensivere Aufmerksamkeit zuzu-
wenden pflegt. Rodenwaldt hat uns gelehrt, wie die römische
Malerei eine reichere Staffage zu den von griechischen Originalen
übernommenen Personen hinzufügt und das Bild dadurch lebhafter
und eindringlicher gestaltet81. An sich steht nichts im Wege,
diesen Prozeß der Abänderung älterer oder ausländischer Origi-
nale nach Süditalien zu verlegen. Es kann gar nicht genug immer
und immer wieder davor gewarnt werden, die Eigenart der süd-
italisch-sizilischen Kunst zu unterschätzen. Sie hat früher als
die helladische manche künstlerisch-wichtigen Neuerungen durch-
geführt. Ich verweise auf Delbrücks und Hülsens Untersuch-
ungen82, auf Winters Ausführungen und auf Herrmanns Zu-
stimmung zum Grundgedanken der „Unteritalischen Grabdenk-
mäler“83 sowie auf die Zusammenfassung der Figuren eines
unteritalischen Vasenbildes zu einheitlicher Raum- und Tiefen-
wirkung84.
80 S. Anm. 74. — Zeuxis mit seiner Kentaurenfamilie kann als Süd-
italiker nicht mehr in Anspruch genommen werden, denn Watzinger (Öst.
J. H. XVI S. 176) behält Recht gegen Hauser bei Furtwängler-Reich-
hold, Meisterwerke der griechischen Vasenmalerei, Text zu Taf. 110, 4,
S. 264 f.
81 Die Komposition der pompejanischen Wandgemälde S. 50 u. ö.
83 Hellenistische Bauten in Latium II a. v. O.; vgl. Alexandrinische
Studien S. 20 ff.; Hülsen, der mich dankenswerterweise darauf hinwies,
in Festschrift für Otto IIirsciifeld S. 423ff.: die ersten ,,Ehrenbögen“
auf dem Markt von Syrakus.
83 Winter, Bonner Jahrbücher 123, 1916, S. 66; Herrmann, Monats-
hefte für Kunstwissenschaft, 1912, S. 438.
84 Jacobsthal, Göttinger Vasen, S. 68, Abb. 89; dazu meine Ausführ-
ungen Berl. Phil. Woch. XXXIII, 1913, S. 629. Ferner: Alexandrinische
Studien S. 20ff. und Schweitzer, Ztschrft. für Ästhetik usw. XIII, 1918,
S. 268.
Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., philos.-hist. Kl. 1919. 1. Abh.
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italiker mit mythologisch-idyllischen Gegenständen schon früh
beschäftigten80.
Wir sehen, die Magna Graecia tritt gleichberechtigt neben die
Orte des Ostens, die bisher allein gültigen Anspruch auf die „Er-
findung“ des landschaftlichen Reliefs zu machen schienen. Tarent,
Sybaris, Kroton, Lokroi, Syrakus, Agrigent, diese Namen bezeich-
nen ebensoviele Städte von alter hoher und eigentümlicher Kul-
tur, und ihre Bedeutung in hellenistischer Zeit wird nur deswegen
unterschätzt, weil man in der Regel völlig neu auftauchenden
Erscheinungen, wie es Pergamon, Antiochia und Alexandrien
gewesen sind, lebhaftere und intensivere Aufmerksamkeit zuzu-
wenden pflegt. Rodenwaldt hat uns gelehrt, wie die römische
Malerei eine reichere Staffage zu den von griechischen Originalen
übernommenen Personen hinzufügt und das Bild dadurch lebhafter
und eindringlicher gestaltet81. An sich steht nichts im Wege,
diesen Prozeß der Abänderung älterer oder ausländischer Origi-
nale nach Süditalien zu verlegen. Es kann gar nicht genug immer
und immer wieder davor gewarnt werden, die Eigenart der süd-
italisch-sizilischen Kunst zu unterschätzen. Sie hat früher als
die helladische manche künstlerisch-wichtigen Neuerungen durch-
geführt. Ich verweise auf Delbrücks und Hülsens Untersuch-
ungen82, auf Winters Ausführungen und auf Herrmanns Zu-
stimmung zum Grundgedanken der „Unteritalischen Grabdenk-
mäler“83 sowie auf die Zusammenfassung der Figuren eines
unteritalischen Vasenbildes zu einheitlicher Raum- und Tiefen-
wirkung84.
80 S. Anm. 74. — Zeuxis mit seiner Kentaurenfamilie kann als Süd-
italiker nicht mehr in Anspruch genommen werden, denn Watzinger (Öst.
J. H. XVI S. 176) behält Recht gegen Hauser bei Furtwängler-Reich-
hold, Meisterwerke der griechischen Vasenmalerei, Text zu Taf. 110, 4,
S. 264 f.
81 Die Komposition der pompejanischen Wandgemälde S. 50 u. ö.
83 Hellenistische Bauten in Latium II a. v. O.; vgl. Alexandrinische
Studien S. 20 ff.; Hülsen, der mich dankenswerterweise darauf hinwies,
in Festschrift für Otto IIirsciifeld S. 423ff.: die ersten ,,Ehrenbögen“
auf dem Markt von Syrakus.
83 Winter, Bonner Jahrbücher 123, 1916, S. 66; Herrmann, Monats-
hefte für Kunstwissenschaft, 1912, S. 438.
84 Jacobsthal, Göttinger Vasen, S. 68, Abb. 89; dazu meine Ausführ-
ungen Berl. Phil. Woch. XXXIII, 1913, S. 629. Ferner: Alexandrinische
Studien S. 20ff. und Schweitzer, Ztschrft. für Ästhetik usw. XIII, 1918,
S. 268.
Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., philos.-hist. Kl. 1919. 1. Abh.
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