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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 1. Abhandlung): Über das landschaftliche Relief bei den Griechen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37678#0046
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38

Rudolf Pagenstecher:

Dolonie lediglich Zutat. In keiner Hinsicht ist das Ariadnerelief
primitiver als die späteren Werke der großen Kunst. Die Ver-
meidung des Hochbildes, die bei einem Rundmedaillon an und für
sich natürlich ist, teilt es mit den meisten Bildern dieser Gruppe.
Man darf also ohne auf Widerstand zu stoßen sagen, daß das
heroisch-mythologische Relief mit landschaftlicher Staffage im Be-
ginn des Hellenismus bereits jene Ausgestaltung erfahren hat,
welche einer großen Anzahl der Schreiber sehen Reliefbilder
zugrunde liegt.
Beide Reliefgruppen sind somit im frühen Hellenis-
mus nachgewiesen.
Für unser Medaillon ist Entstehung in Kleinasien, und dann
wohl am ehesten in Pergamon, sicher. Der Telepliosfries und die
kleine allerdings nicht datierbare Scherbe aus Pergamon97 lehren
uns den Fortgang der Entwicklung. Die Übereinstimmung der
Dolonie und der von Sievering ihr angereihten Reliefs mit dieser
Gruppe beweisen ausgedehnte künstlerische Tätigkeit in dem an-
gedeuteten Sinn. Es kann keinem Zweifel mehr unterliegen, daß
die Heimat des heroisch-mythologischen landschaftlichen Reliefs
Kleinasien gewesen ist, und daß die ,,Erfindung“ in engem An-
schluß an das Weihrelief der vorhellenistischen Epoche, dem be-
ginnenden 3. Jahrhundert zugeschrieben werden muß98.

V. Das landschaftliche Relief in Alexandrien.
Sind die Reliefs der zweiten Gruppe Sieverings, also die
Reliefs Grimani und ihr Anhang, später als die der ersten und am

97 Conze, Kleinfunde aus Pergamon, S. 9 Abb.; vgl. Rostowzew,
a. a. O. zu Taf. XI, 3. Die Sockellandschaft des farnesischen Stieres ist jedoch
erst römisch: Studniczka, Zeitschrift für bild. Kunst, N. F. XIV, 1903, S. 175.
Daß man allerdings Ähnliches schon im späten Hellenismus in Kleinasien kannte,
zeigt uns der Bericht des Plinius N. H. XXXVI, 14, nach dem Pompejus
in der Beute des Mithridatischen Krieges im Triumph mitführte: ,,Montem
aureum quadratum cum cervis et leonibus et pomis omnis generis cir-
cumdata vite aurea“ — sicherlich einen Tafelaufsatz. Für den Hinweis bin
ich B. Schweitzer sehr dankbar.
98 Daß die Vorbedingung für die Entwicklung des landschaftlichen
Reliefs die Notwendigkeit der Innendekoration, also die rein dekorative Ver-
wendung des Reliefs ist, erweist der Gegensatz zwischen Telephos- und
Gigantenfries.
 
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