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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 1. Abhandlung): Über das landschaftliche Relief bei den Griechen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37678#0047
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Über das landschaftliche Relief bei den Griechen.

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gleichen Orte, oder später und in Rom entstanden, oder sind sie,
was Sievering gar nicht in Betracht gezogen hat, gleichzeitig
und an einem anderen Orte gefertigt ?
Wir wollen von stilistischen Untersuchungen absehen, die in
unserem Falle bisher auf gar zu unsicheren Wegen dem Ziele zu-
streben. Zumal der beginnende Hellenismus ist in den Einzelströ-
mungen seiner Kunst all zu wenig zu fassen. Ist es doch bisher noch
kaum gelungen, selbst die gröbsten stilistischen Unterschiede zwi-
schen Kleinasien, Syrien, Ägypten, Griechenland festzulegen.
Eines der einleuchtendsten Beispiele dafür, daß diese Bestrebungen
kaum zum Ziel führen können, ist die Geschichte des Sfumato.
Man hielt es für kleinasiatisch, da tauchten identische ägyptische
Funde auf, man schob es nach Ägypten, da brachten die Inseln
das Gleiche, brachte Delos den Kopf des sogenannten Ino-
pos". Ganz gleich steht es, um nur einige besonders cha-
rakteristische Beispiele anzuführen, mit den Terrakotten. Zwar
die eigentlichen lokal-ägyptischen Tonfigürchen, die man ge-
wöhnlich als Fayumterrakotten bezeichnet, sind in ihrer Mischung
ägyptischen und griechischen Charakters unverkennbar. Bei den
bekannten und teils für Alexandrien, teils für Kleinasien, insbeson-
dere Smyrna, in Anspruch genommenen Karikaturen aber fängt
der Zweifel an, und er ist nach keiner Seite hin zu lösen100. Es ist
auch müßig zu fragen, wo die Anregung gegeben wurde, denn was
die eine Stadt erfand, wird die andere um so schneller und bereit-
williger aufgenommen haben. Gewiß lassen sich nach Ton und
Überzug ägyptische und kleinasiatische Fabriken scheiden, aber
gerade diese Scheidungsmöglichkeit gibt uns zugleich die Mög-
lichkeit, den unmittelbaren Zusammenhang zu erkennen, in dem
beide Gruppen stilistisch stehen. So vollkommen identisch ist
der Grundcharakter.
Ich glaube deshalb, daß sich die Frage nach der Herkunft
der hellenistischen Reliefbilder nicht auf stilistischem Wege lösen
läßt, ja, es scheint, wie aus dem Gesagten hervorgeht, überhaupt
nicht sicher, ob sich der allererste Anfang, die Priorität, jemals
wird entscheiden lassen. Wenn wir beispielsweise beobachten, wie
99 Bull. Corr. Hell. XXXV 1911 Taf. X.
100 Für Klcinasien tritt zuletzt ein. Sievering, Terrakotten der Samm-
lung Loeb zu Taf. 86 ff. auf Grund reichen klein asiatischen Materials. Doch
ist Alexandrien nicht minder ergiebig an meisterhaften Karikaturen, vgl.
vorläufig Bert Phil. Woch. XXXVIT, 1917, S. 1301 ff.
 
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