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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 1. Abhandlung): Über das landschaftliche Relief bei den Griechen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37678#0051
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Über das landschaftliche Relief bei den Griechen.

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Perdrizet und Zahn haben nachgewiesen, daß Ägypten als
das typische Land der Fischer berechtigten Anspruch auf die Er-
findung und die Ausbeutung des im Altertum so ungemein belieb-
ten Fischermotivs besitzt116. Sehen wir den von Zahn publizierten
glasierten Becher an, so ruft er uns unmittelbar die bekannte
Beschreibung des Theokrit vor Augen117:
Diesen zunächst ist ein fischender Greis und ein Felsen gebildet,
Rauhgezackt, wo er ämsig die maschigen Garne zum Auswurf
Schleppt, hochalt, dem mit Macht arbeitenden Manne vergleichbar.
Alle Kraft der Glieder, so glaubst du, strengt er zum Fischfang:
Also starren ihm rings die geschwollenen Sehnen des Halses,
Zwar bei grauendem Haupt; doch die Kraft ist würdig der Jugend.
(Voss.)
Bedenkt man des Dichters Aufenthalt in Alexandrien und
den alexandrinischen Ursprung des Motivs, so wird man zu dem
Schlüsse gedrängt, daß entweder schon als Theokrit noch in Syra-
kus weilte, alexanclrinische Kunstwerke nach Sizilien gelangten
und dort in Holz imitiert wurden118, oder daß Theokrit jenes Idyll
in Alexandrien schuf, obwohl er in Erinnerung an seine Heimat die
Küsten des ionischen Meeres als Schauplatz wählte. Auf jeden
Fall kann die frühhellenistische Entstehung von Ge-
fäßen mit landschaftlichen Fischerszenen nicht geleug-
net werden und ebensowenig nach dem Vorangehen-
den ihr alexandrischer Ursprung.
wichtigsten Stücke dort noch nicht erwähnt. Sie befinden sich im Berliner
Antiquarium. Das eine von ihnen zeigt in leichtem weißen Relief auf zart
blauem Grund einen Zinkenaltar, neben dem eine hohe brennende Fackel
aufgestellt ist. Auf ihn schreiten von rechts zwei nebeneinander gehende
Stiere zu, welche von einem nicht mehr sichtbaren Lenker am langen Zügel
gelenkt werden. Auf der anderen Scherbe sieht man in gelbem Relief auf dem-
selben blauen Grund einen auf einer Kline gelagerten Mann, der sich wohl
nach dem Mundschenk umdreht. Die Reliefs sind in das 3. Jahrhundert zu
datieren. Verwandte Fragmente sind abgebildet: Brit. School of Arch. in
Egypt. Studies II, Historical Studios 1911 Taf. XIII No. 169, 171, 183.
116 Zahn, a. a. O. Perdrizet, Bronces grecs d’Egypte de la Collection
Fouquet S. 60 ff.
117 I 27—56.
118 S. o. Anm. 70. Daß der Becher als äolisch bezeichnet wird und einem
Kalydonier abgekauft ist, kann natürlich gegen alexandrinischen Ursprung
des Kunstwerks nicht angeführt werden. Der Aufsatz von Gow, The cup in
the first Idyll of Theocritus, J. H. St. XXXIII 1913 S. 207ff. bringt keine
Förderung in den uns beschäftigenden Fragen.
 
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