Metadaten

Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 1. Abhandlung): Über das landschaftliche Relief bei den Griechen — Heidelberg, 1919

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37678#0052
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
44

Rudolf Pagenstecher:

Ein positiveres Beispiel noch ist jene eigenartige Plakette
aus Sigillata, welche in Ägypten zutage kam, die ich allerdings
wegen der Technik für kleinasiatisch erklärt habe (Abb. 2)119. Zahn
hat sich darüber nicht geäußert, aber sie als Beispiel für helle-
nistische alexandrinische Fischerszenen ohne weiteres verwendet120.
Das Relief ist nicht so alt, daß nicht Pergamon damals schon seiner-
seits die Fischerdarstellungen über-
nommen haben könnte. Immerhin
erhalten wir auch auf diesem Wege
den Beweis für frühe landschaftliche
Schilderungen aus dem Leben der
Fischer, wie sie in Ägypten vor allen
Dingen verständlich und nachge-
wiesen sind.
Der Becher Theokrits enthielt
neben der Fischerszene ein Motiv
aus dem Leben des Landmannes:
einen mit spielerischer Arbeit be-
schäftigten Knaben, demFüchse den
Weinberg berauben, als dessen Hüter
er gesetzt ist.
Man wird auch ohne diesen
literarischen Beweis nicht glauben
wollen, daß nur das Leben der
Fischer in Ägypten von landschaftlichem Beiwerk umgeben
worden ist, sondern annehmen müssen, daß sich die Dar-
stellung der Landschaft auch auf andere Szenen erstreckt
habe. Die alexandrinische Toreutik und Silberschmiedekunst
hat sich neben dem Leben des Fischers dasjenige des Land-
mannes vor allen Dingen als Aufgabe gestellt, und daneben die
wilde, vom Menschen ungestörte Natur, wie wir durch den Becher
mit im Röhricht des Überschwemmungslandes jagenden Störchen
wissen121.
Trotzdem und trotz aller aufgewendeten Mühe ist es Schreiber
nicht gelungen, eine beträchtliche Anzahl von Landschaftsdarstel-
lungen alexandrinischer Herkunft zusammenzubringen. Was er da-
mals gesammelt hatte, wurde von ihm dem Archäologenkongreß in
119 Expedition Ernst von Sieglin, a. a. O. S. 107 Abb. 116.
120 A. a. O. S. 291.
121 Behn, Römische Keramik (Mainzer Kataloge II) S. 147 Taf. III.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften