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Rudolf Pagenstecher:
ist, wird der Gedanke eines Jeden, der Alexandrien kennt, an dieser
Stadt haften bleiben132.
Da die Reliefs der zweiten SieyekimGschen Gruppe
nur aus der Gipstechnik heraus zu verstehen sind, be-
stellt die Sicherheit, daß sie alexandrinischen Ur-
sprungs und, wie die vorausgehende Untersuchung ge-
lehrt haben wird, in ihrer Idee und in den Elementen
der landschaftlichen Darstellung hellenistisch sind.
Nur wenn wir nicht von Gipsmodellen, sondern von Gips-
originalen sprechen, erklärt sich die eigentümliche dem Marmor
so gar nicht sich anpassende Technik der Grimanischen Bilder und
des die Kuh zur Stadt treibenden Bauern. Bei einem Gipsmodell
hätte auf die Technik des Marmors noch Rücksicht genommen
werden können; bestand das Original selbst aus Gips, erklärt sich
sofort warum dies nicht geschah, und es erklärt sich auch etwas
andres, nämlich der Mangel an hellenistischen Originalen. Die
Originale gingen schon auf dem Platz an den Wänden selbst nach
und nach zugrunde, um so mehr, wenn sie dort entfernt und etwa
nach Rom übertragen werden sollten. Daß sich der reiche Römer
eine Kopie so leicht zerstörbaren Originals in dauerhaftem Marmor
bestellte, ist verständlich, und daß nur diese römischen Kopien
auf die Nachwelt kamen, natürlich; möglich, daß später die
claudische Epoche solch eigenartig aufgeregten Stil am meisten
schätzte (Anm. 61) und ihn in großem Maßstabe auf die Marmor-
schöpfungen ihrer Zeit übertrug. Der Mangel an Marmor muß
in Alexandrien groß gewesen sein. Man weiß, wie sparsam man
mit ihm umging, ihn immer wieder benutzte132, mit Stuck ergänz-
te133. Der Gips nimmt vielfach völlig seine Stelle ein. Als
Schmuck der Stuckwände Alexandriens ist das Stuckrelief
entstanden. Bescheidene Proben solcher Dekoration förderten
Ausgrabungen zutage134.
Als Ergebnis fassen wir kurz zusammen: das heroisch-
mythologische Relief reinen Marmorstils — in der Regel
132 Darüber ausführlich Expedition Ernst von Sieglin II 1 B (in
Vorbereitung).
133 Amelung, Ausonia III 1908 S. 91 ff.; vgl. Arch. Anz. 1918 s. An-
merk. 131 (Marmormaske in Rostock).
134 Siehe Anm. 132.
Rudolf Pagenstecher:
ist, wird der Gedanke eines Jeden, der Alexandrien kennt, an dieser
Stadt haften bleiben132.
Da die Reliefs der zweiten SieyekimGschen Gruppe
nur aus der Gipstechnik heraus zu verstehen sind, be-
stellt die Sicherheit, daß sie alexandrinischen Ur-
sprungs und, wie die vorausgehende Untersuchung ge-
lehrt haben wird, in ihrer Idee und in den Elementen
der landschaftlichen Darstellung hellenistisch sind.
Nur wenn wir nicht von Gipsmodellen, sondern von Gips-
originalen sprechen, erklärt sich die eigentümliche dem Marmor
so gar nicht sich anpassende Technik der Grimanischen Bilder und
des die Kuh zur Stadt treibenden Bauern. Bei einem Gipsmodell
hätte auf die Technik des Marmors noch Rücksicht genommen
werden können; bestand das Original selbst aus Gips, erklärt sich
sofort warum dies nicht geschah, und es erklärt sich auch etwas
andres, nämlich der Mangel an hellenistischen Originalen. Die
Originale gingen schon auf dem Platz an den Wänden selbst nach
und nach zugrunde, um so mehr, wenn sie dort entfernt und etwa
nach Rom übertragen werden sollten. Daß sich der reiche Römer
eine Kopie so leicht zerstörbaren Originals in dauerhaftem Marmor
bestellte, ist verständlich, und daß nur diese römischen Kopien
auf die Nachwelt kamen, natürlich; möglich, daß später die
claudische Epoche solch eigenartig aufgeregten Stil am meisten
schätzte (Anm. 61) und ihn in großem Maßstabe auf die Marmor-
schöpfungen ihrer Zeit übertrug. Der Mangel an Marmor muß
in Alexandrien groß gewesen sein. Man weiß, wie sparsam man
mit ihm umging, ihn immer wieder benutzte132, mit Stuck ergänz-
te133. Der Gips nimmt vielfach völlig seine Stelle ein. Als
Schmuck der Stuckwände Alexandriens ist das Stuckrelief
entstanden. Bescheidene Proben solcher Dekoration förderten
Ausgrabungen zutage134.
Als Ergebnis fassen wir kurz zusammen: das heroisch-
mythologische Relief reinen Marmorstils — in der Regel
132 Darüber ausführlich Expedition Ernst von Sieglin II 1 B (in
Vorbereitung).
133 Amelung, Ausonia III 1908 S. 91 ff.; vgl. Arch. Anz. 1918 s. An-
merk. 131 (Marmormaske in Rostock).
134 Siehe Anm. 132.