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Bartholomae, Christian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 10. Abhandlung): Zur Etymologie und Wortbildung der indogermanischen Sprachen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37687#0020
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20;

Christian ßartholomae:

1) Im gAw. ist jener Dat. Du. nach Andreas allein mit dem Ausgang -Öi-
byä bezeugt. Denn gAw. abyä Y. 32. 15, worin man nach der Tradition: 'öesän
'har 2 einen Dat. Du. des Demonstrativpronomens hat sehen wollen, wird
GGN. 1913. 385 durch axi$i äx ersetzt. gAw. -öibyä meint nach Andreas
-o$yäx oder -ö$yäx.
2) Im jAw. findet sich neben dem häufig belegbaren a) -aeibya: ancjn-
staeibya, päbaeibyci, päsnaeibya, zastaeibya, dvaeibya, utaeibya, usw. in zwei Wör-
tern b) -abya: päsnäbya, döidräbya (s. 7), viermal c) -aibya {-anue, -ave): Jcasai-
bya, uvaibya, gaosaiwe, päbave, einmal d) -aeice: gaosaewe.
3) Im Ap. ist jener Kasus durch pädaibiyä und dastaibiyä belegt, die zu-
erst bei Tolman CuneilSuppl. IV, 60 (sowie in dem angeschlossenen Index
verb. 28, 33) an die Öffentlichkeit gekommen sind.1) Daß der Ausgang einen
i- Diphthongen enthielt, steht durch die Schreibung mit dem Zeichen Da
durchaus fest.
4) Der ai. Ausgang -äbhyäm: hast äbhyäm, dvdbJiyüm, usw. entspricht — von
der Schlußsilbe abgesehen — dem jAw. Ausgang b) -abya: s. 7.
5) Der air. Ausgang -aib: feraib cviräbhyäni ist nicht bestimmbar; -ib,
setzt blii° fort, in dem davorstehenden -a- aber „kann jeder beliebige kurze
oder lange Vokal oder Diphthong gesucht -werden“, s. Pedersen KeltSpr. 2. 84.
6) Das Slav.-Balt. zeigt zw7ei Ausgangsgestalten (mit m an Stelle von bh):
a) aksl. -oma, lit. -am in vlükoma, vilkam 'vrkäbhyätri und b) aksh -etwa, lit. -em
in düvema, dvim\ erstere geht auf *-om°, letztere auf *-oim° zurück.
7) Der lat. Apsgang -öbus in duöbus, amböbus (vgl. Sommer Hdb.2 465 mit
der Bemerkung bei Bthl. Ausgleichsersclr. 11, Z. 8 ff.) geht mit dem ai. -äbhyäm,
jAw. -äbya zusammen; dagegen
8) die germ. Formen (mit m wie bei 6) got. tivaim, aisl. tueim(r), ae. twekm,
ahd. ziveim, sowie got. baim, ae. bcem mit aksl. düvema, lit. dvem-, das Suffix
ist ebenso -wie im Lat. nach dem des Plurals umgebildet.
3. So das einschlägige Material. Auf Grund der unter 4 bis 8 verzeiclr-
neten Formen kann man auf das Vorhandensein von drei voreinzelsprachlichen
Ausgängen des Dat. Du. der e-Deklination schließen: 1) mit 5 (s. 4, 7), 2) mit
o (s. 6a), 3) mit oi (s. 6 b, 8) vor dem mit bh oder m anlautenden Kasussuffix.
Über ihr Altersverhältnis läßt sich nichts Sicheres aussagen. Man darf jeden-
falls nicht etwa behaupten, der mit ö sei der älteste, aus keinem anderen
Grund, als weil er in der ältesten indogermanischen Literatur, der aind., be-
glaubigt ist; s. dazu die Bemerkungen bei Brugmann Grdr.2 5 b. 204 f., auch
bezüglich des Ausgangs 2 (in aksl. vlükoma, uswr.).
4. Wer, ohne eingehende sprachgeschichlliche Erwägungen angestellt zu
haben, als Tapierlinguist’ (s. GGN. 1911. 33) das jAw. dvaeibya, Dat. Du. cduo-
bus’, mit lit. dvöm, aksl. düvema, got. twaim zusammenhält und sich dabei er-
innert, daß ja der Dat. Plur. mi&raeibyö (= ai. mitrebhyah, mit -e-) mit dem
selben aei vor by sicher einen alten i- Diphthongen enthält, der wird kein
Bedenken tragen, jene Wörter, w7as den Silbengehalt vor dem Kasussuffix an-
geht, einander gleichzusetzen, er wird die gleiche Herkunft auch für das aei
und öi in jAw. vaeibya, zastaeibya und gAw. uböibyä, zastöibyä annehmen
J) Im Mai 1910; e. S. 19, No. 1.
 
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