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Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 11. Abhandlung): Der Kommunismus der Wiedertaeufer in Muenster und seine Quellen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37688#0006
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H. von Schubert:

sondern stellt nur das zusammen, was für die täuferische Auffas-
sung am Gottesdienste wichtig war: Gebet, Schriftauslegung, Zucht-
übung und dazu unvermittelt die Gabenverteilung, wobei man
unter Berufung auf Act. 4 und die Liebesinnigkeit der Urgemeinde
angeleitet wird, diese Gabenverteilung als Zuteilung alles dessen,
„was not ist“, und als Ausfluß des Grundsatzes von der Güter-
gemeinschaft überhaupt aufzufassen. Bei Bullinger, der vielmehr
von der Darbringung der „Kollekte“ im Gottesdienst nach Paulus
redet, steht davon so wenig wie vom folgenden. Dieser Gebrauch
habe noch eine Zeit lang gedauert, nicht allein bis auf Clemens,
den römischen Bischof, der in seinen Episteln davon schreibe, son-
dern auch Augustin lasse sich so noch hören, und Tertullian habe
das Nachtmahl noch als Agape, d. h. als Brudermahl oder „Ga-
sterei der Liebe“ ausgelegt, wo die Brüder miteinander gegessen,
die Schrift ausgelegt und das Brot wie Christus gebrochen hätten.
Das sei geschehen zum Wahrzeichen, daß sie alle „ein Leib, Herzen
und Brot“ wären und mit Christo alle Dinge gemein hätten:
so bezeugten sie im Brotbrechen ihren Glauben, sagten Gott Dank
und pflanzten sich in den Leib der Kirche. Act. 2, 42 findet der
Verfasser, nun wieder Bullinger folgend, diesen Gebrauch mit
kurzen Worten ausgedrückt, obgleich hier das Brodbrechen an
dritter Stelle neben dem Halten an der Apostellehre, der Gemein-
schaff und dem Gebet nur eben genannt wird, unter Berufung auf
Erasmus’ Auslegung in den Annotationes, die auch an die erste
Stelle die Lehre des Evangeliums, an die zweite die brüderliche
Liebe, die unter ihnen alle Dinge gemein mache, an die
dritte das heilige Bundeszeichen, eben das Brotbrechen, an die
vierte das Gebet für jedermann, I. Tim. 2, 1, setze. Der Verfasser
sieht also in dem einen Stück, dem Nachtmahl, auch zugleich das
Ganze des Gemeinschaftslebens, den höchsten Ausdruck des
brüderlichen Liebeslebens, für das alle Dinge gemein sind, und er
summiert : bei Paulus, Act. 2, Erasmus in der Paraphrase sei das
zu finden. Bis hierher reicht die Benutzung Bullingers. Der Ver-
fasser aber weist nun noch hin auf Sichards Worte über den 4. Cle-
mensbrief: „was für ein Angesicht und Gestalt die erste Kirche
gehabt habe, wozu es nun gekommen sei, wie der Bischof und
seine Diener, die Diakonen, Haushalter der Gemeine gewesen seien,
nicht nur in geistlichen Dingen sondern aller Notdurft, wie sie
alle Dinge gemein der Not und dem Bedürfnis eines jeden
nach ausgeteilt hätten, wie die Bischöfe angefangen haben zu
 
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