Metadaten

Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 11. Abhandlung): Der Kommunismus der Wiedertaeufer in Muenster und seine Quellen — Heidelberg, 1919

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37688#0011
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Kommunismus der Wiedertäufer in Münster und seine Quellen. 11

von ihm gehört haben und kaum etwas Ungünstiges. Die „Ge-
schichtsbibel“ kam allerdings erst am 5. September („Herbst-
monat“) heraus laut Schlußangabe S. 526a. Das schließt nicht aus,
daß man in diesen Kreisen, zu denen damals auch Servet und Hans
Bünderlin von Linz gehörten, von dem großen Werke sprach1. Wir
hören, daß Franck nicht nur von Bünderlin, sondern auch von
Schwenkfeld starke Eindrücke empfing. Es erfolgte ein lebhafter
Austausch zwischen all diesen geistesverwandten Männern. Jeden-
falls wird das Buch, das so großes Aufsehen machte, daß sofort
nach seinem Erscheinen König Ferdinand und Herzog Georg von
Sachsen, Kurfürst Albrecht von Mainz und Erasmus sich dagegen
wandten und der Straßburger Bat gegen Franck einschritt2, bald
genug in Rothmanns Hände gekommen sein.
Wir sind nicht in Verlegenheit um Brücken zwischen Franck
und Rothmann. Die wichtigste hat sicher der Lütticher Jo-
hannes Campanus geschlagen, der möglicherweise ebenfalls 1531
(oder 1530 oder Anfg. 1532) vorübergehend in Straßburg war, dann
in Jülich das Haupt der dortigen Spiritualisten wurde, mit Seb.
Franck korrespondierte und zugleich die anderen mit Münster sehr
bald in die nächste Verbindung tretenden „Wassenberger Prädi-
kanten“ maßgebend beeinflußte3. Unter diesen kann wieder der
Nordbrabanter Heinrich Roll auch als direkter Vermittler ober-
deutscher und niederdeutscher Beziehungen angesprochen werden:
er war 1530 in Augsburg, 1531 in Straßburg, wo Rothmann ihn
wie Schwenkfeld in Capitos Hause kennen lernte4, und wurde nun
am 10. August 1532 Rothmanns Kollege an St. Ilgen in Münster.
In Campanus wird man denjenigen zu erkennen haben, der die
1 Nach Bucer, Dialog! 1535, hatte er sich die Druckerlaubnis beim
Magistrat durch falsche Angaben über den unbedenklichen Inhalt erschlichen;
vgl. Gerberl 1. c. S. 109. Wenn er wirklich den Druck genau überwachte,
um von diesem Inhalt nichts vor unbefugte Ohren zu bringen, Röhrich,
Gesch. d. Ref. im Elsaß II, 75 (1832), so kann in vertrauten Kreisen manches
doch schon bekannt gewesen sein.
2 Über Wirkung und Bedeutung des Buches vgl. H. Onckens schönen
Aufsatz: S. F. als Historiker in Hist. Zeitschr., 82. J., S. 385ff.
3 Über Campanus und die Wassenberger überhaupt vgl. bes. Rembert,
S. 160ff., über d. Besuch in Straßburg S. 212ff., den großen Brief Francks
S. 217, dazu Zur Linden, M. Hofmann S. 281, A. 1, und Regler, Geist
und Schrift bei Seb. Fr., Freib. 1892, S. 50ff., 264ff.
4 Über Roll s. Chr. Sepp, Kerkhistor. Studien, 1885, S. 1 ff. u. namentl.
Rembert S. 315ff. (S. 329 das Cornelius einschränkende Urteil über Rolls
Bedeutung).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften