Der Kommunismus der Wiedertäufer in Münster und seine Quellen. 21
sehen Hauptgliederung, der Patriarchen und Primaten, der Erz-
bischöfe und Bischöfe, der Priester und Diakonen, mit besonderer
Betonung des bischöflichen Amtes, das, menschlichem Urteil ent-
hoben, von Gott zu seiner Verherrlichung geschaffen ist. Hier
schon an der Schwelle tritt das Hauptinteresse der west fränkischen
Fälschergruppe zutage; der Primat des Papstes, der sich auch in
weltliche Händel nicht zu mischen hat (c. 4), ist nur Hilfskonstruk-
tion. Während der zweite Brief, ebenfalls an Jacobus, von der
würdigen Verwaltung der Sakramente handelt, also dem Priester-
amt seinen wichtigsten Inhalt sichert, dient der dritte, eine erste
Enzyklika an den Gesamtklerus und alle Gläubigen, der genaueren
Feststellung der bischöflichen Monarchie, dem inneren Leben der
einzelnen Diözese — „von der Ehrfurcht vor den Priestern“ über-
schreibt eine Handschrift den Brief —, alles wie in den vorher-
gehenden Stücken mit einer Fülle moralischer Ermahnungen, die
die Absicht nicht so deutlich heraustreten lassen. Der vierte Brief
an Julius und Julianus, zwei in Gefahr des Abfalls stehende
Brüder, stellt nach einer Paränese über die Notwendigkeit der
Rückkehr die Bedeutung der Taufe fest, wobei die Ausführung
unter Berufung auf die Überlieferung von Petrus selbst in Gleich-
heit mit den übrigen Aposteln nach Vorschrift des Herrn gestellt
wird, mit besonderer Heraushebung der Firmelung durch den
Bischof, „weil man anders keineswegs ein vollkommener Christ
werden kann“ — Sätze, die der sonst breit ausgeschriebenen Quelle
zugefügt sind und dadurch das Geheimnis des Fälschers an den
Tag bringen. Ähnlich steht es mit unserem fünften Brief: der dem
Ganzen Vorgesetzte programmatische Einleitungssatz, der dem
Fälscher angehört, zeigt uns, daß er, mit Material aus sehr ver-
schiedener Quelle bewaffnet, allgemeinen Vernunftgründen und
speziellen Schriftgründen, die Strenge der Gütergemeinschaft beim
Mönchtum und wohl hier in erster Linie beim Klerus in jener Zeit
des sittlichen Verfalls stärken will. Doch nicht nur dies. Wir
müssen zur Erläuterung ein späteres Stück Pseudo-Isidors hinzu-
ziehen, den falschen Brief, der uns als der einzige aus der Regierung
des Papstes Urbanus präsentiert wird (Hinschius, S. 143ff.): de
communi vita et oblationibus fidelium. Es ist Wiederaufnahme,
Fortspinnung und Lbertragung der Gedankengänge aus V. (IV.)
Clemens auf die frühmittelalterlich-germanischen Verhältnisse.
Man vergleiche den Anfang beider Schreiber :
sehen Hauptgliederung, der Patriarchen und Primaten, der Erz-
bischöfe und Bischöfe, der Priester und Diakonen, mit besonderer
Betonung des bischöflichen Amtes, das, menschlichem Urteil ent-
hoben, von Gott zu seiner Verherrlichung geschaffen ist. Hier
schon an der Schwelle tritt das Hauptinteresse der west fränkischen
Fälschergruppe zutage; der Primat des Papstes, der sich auch in
weltliche Händel nicht zu mischen hat (c. 4), ist nur Hilfskonstruk-
tion. Während der zweite Brief, ebenfalls an Jacobus, von der
würdigen Verwaltung der Sakramente handelt, also dem Priester-
amt seinen wichtigsten Inhalt sichert, dient der dritte, eine erste
Enzyklika an den Gesamtklerus und alle Gläubigen, der genaueren
Feststellung der bischöflichen Monarchie, dem inneren Leben der
einzelnen Diözese — „von der Ehrfurcht vor den Priestern“ über-
schreibt eine Handschrift den Brief —, alles wie in den vorher-
gehenden Stücken mit einer Fülle moralischer Ermahnungen, die
die Absicht nicht so deutlich heraustreten lassen. Der vierte Brief
an Julius und Julianus, zwei in Gefahr des Abfalls stehende
Brüder, stellt nach einer Paränese über die Notwendigkeit der
Rückkehr die Bedeutung der Taufe fest, wobei die Ausführung
unter Berufung auf die Überlieferung von Petrus selbst in Gleich-
heit mit den übrigen Aposteln nach Vorschrift des Herrn gestellt
wird, mit besonderer Heraushebung der Firmelung durch den
Bischof, „weil man anders keineswegs ein vollkommener Christ
werden kann“ — Sätze, die der sonst breit ausgeschriebenen Quelle
zugefügt sind und dadurch das Geheimnis des Fälschers an den
Tag bringen. Ähnlich steht es mit unserem fünften Brief: der dem
Ganzen Vorgesetzte programmatische Einleitungssatz, der dem
Fälscher angehört, zeigt uns, daß er, mit Material aus sehr ver-
schiedener Quelle bewaffnet, allgemeinen Vernunftgründen und
speziellen Schriftgründen, die Strenge der Gütergemeinschaft beim
Mönchtum und wohl hier in erster Linie beim Klerus in jener Zeit
des sittlichen Verfalls stärken will. Doch nicht nur dies. Wir
müssen zur Erläuterung ein späteres Stück Pseudo-Isidors hinzu-
ziehen, den falschen Brief, der uns als der einzige aus der Regierung
des Papstes Urbanus präsentiert wird (Hinschius, S. 143ff.): de
communi vita et oblationibus fidelium. Es ist Wiederaufnahme,
Fortspinnung und Lbertragung der Gedankengänge aus V. (IV.)
Clemens auf die frühmittelalterlich-germanischen Verhältnisse.
Man vergleiche den Anfang beider Schreiber :