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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0010
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10

R. Reitzenstein:

Es handelt sich um ein einheitliches Ganze, eine kleinere
Sammlung, die zweifellos einmal für sich bestanden hat und später
mit Absicht an die Spitze des rechten Genzä gestellt ist; in Fassung
II (S. 101, 10) trägt sie nach der Subskription den Titel ,,Das
Buch des Herrn der Größe“. Die innere Gliederung ist in Fas-
sung I klarer erhalten; es sind vier formell selbständige Texte:
T. Ein Preis des hohen Lichtkönigs als des obersten Gottes
läuft allmählich in einen Bericht über die Schöpfung und Art der
Lichtwelt aus. Es spricht einer ihrer Bewohner. Der erste Ab-
schnitt, der Preis des Lichtkönigs, verläuft in psalmenartigem
Ton und ist in Fassung I sehr viel ausführlicher, freilich auch durch
Wiederholungen stark einer nachträglichen Erweiterung verdächtig,
der zweite endet in dieser Fassung mit einem längeren Zitat
(20, 21—21, 6: „Wie einer gesagt hat“; das Stück findet sich auch
in der Liturgie der Qolastä, doch in abgeleiteter Fassung, wie
mir Prof. Lidzbarski zeigt), dann mit einem Segensspruch. Irani-
scher Dualismus wird offenbar berücksichtigt und in seiner schroff-
sten Form abgelehnt1. S. 5, 10—21, 15 = 55, 14—58, 13.
2. Die Schöpfung der irdischen Welt, zu der Hibil-Ziwä von
dem Lichtkönig selbst entsendet wird. Den Schluß bildet die
Erschaffung Adams; alle Engel müssen ihn verehren und ihm
gehorchen; der „Böse“ tut es nicht und wird darum gefesselt,
S. 21, 17 — 24, 17 == 58,15 — 62, 11. Den gleichen Typus zeigen eine
Anzahl Texte des linken Genzä und Johannesbuches. In Fassung I
sind offenbar zwei Rezensionen benützt, eine, in der Hibil in erster
Person berichtete, eine, in der in dritter Person von ihm erzählt
war; Hibil wird als Schöpfer dem Engel Gabriel gleichgesetzt2.
Fassung II kennt nur die erstere. Die Anklänge an spätjüdische
Legenden und Lehren (z. B. in der Vita Adams) sind auffällig3.
1 Vgl. S. 11,12 Einer isl. der Lichtkönig in seinem Reich und es-existiert
kein Gröi3erer denn er, und ist Keiner, der mit ihm Krieg machte usf. S. 12, 28.
Er hat keinen Vater, der älter wäre denn er, und keinen Erstgebornen (zum
Bruder), der vor ihm gewesen wäre, auch keinen Bruder, der ihm seinen
Anteil zerteilte, und keinen Zwilling, der an gemeinsamen (Besitz) teilnähme.
S. 13, 13 Er hat keinen harten Krieg gemacht und nicht hat er jemals an einem
Tage des Schreckens gestanden. —- Da dieser ganze Abschnitt in Fassung II
fehlt, ist nicht zu sagen, ob diese Polemik zum ursprünglichen Text gehört.
2 Daher auch dem Ptahil, vgl. in dem großen Kirchen gebet Genzä
r. XIII p. 284ff.
3 Vgl. über sie Luise Trojf., AAAM und ZOH, eine Szene der alt-
christlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhänge,
Sitzungsber. d. Heidelberger Akademie der Wissenschaften 1916, Abh. 17.
 
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