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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0019
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Das mandäische Buch des Herrn der Größe. 19
stand und schrieb daher dafür (44, 25) „Ein mächtiger Herrscher
über Jerusalem.“ Beide Fassungen fahren dann fort, selbst die
Dämonen und Dews (Teufel) hätten sich ihm unterworfen und ihm
gedient, bis er sich selbst verherrlichte und seinem Herrn undank-
bar wurde; da sei die Herrschaft von ihm genommen worden.
Fassung II schließt hieran eine kurze Moral (84, 20), dann einen
Gesamtüberblick „von Moses, dem Sohne desAmrä, bis zum Ende
der Zeiten werden Gläubige der Kusta (Mandäer) sein, sie werden
in diesem - Glauben treu befunden werden.“ Offenbar will der
Redaktor den Abschnitt hier stark hervorheben; er greift auf den
Satz später zurück. Dann schildert er den Niedergang des Juden-
tums (Jerusalems), und zwar so, daß sich die aus der wirklichen
Geschichte entnommenen Züge (Zerfall des Reiches, Zerstreuung
in der Gefangenschaft) ihm zu dem Bilde erweitern und zerfließen,
das die mandäischen Texte immer von der Zeit vor dem Welt-
untergang entwerfen. „Dann werden Lügenpropheten auftreten,
sie werden sich verstellen (?), in jeder Stadt auftreten. Die Völker
werden sich verteilen, die Zungen sich verteilen über jede Stadt,
über jeden Ort; (auch) die Juden werden über jede Stadt zerstreut
werden. Die Welt wird sich spalten und Tyrannen sich eines
jeden Ortes bemächtigen. Ein Ort wird über den andern her-
fallen, eine Stadt über die andere mit Krieg herfallen, und sie
vergießen Blutströme in der Welt. Ein jeder sucht für sich selber
einen Vorteil und kämpft um das, was ihm nicht gehört“ (83,
1—11). Daß dies wesentlich dem Archetypus entnommen ist,
braucht man kaum zu beweisen. Fassung I hat davon fast nichts;
nur die Erwähnung der falschen Propheten bringt den Redaktor
dazu, schon hier, unmittelbar nach Salomo, fortzufahren: „Dann
erscheint Christus (der Messias), der Prophet der Juden. Er ruft
den Planeten zu, er nimmt sie für sich gefangen. Jeder einzelne
kämpft für ihn“ (45, 5 — 7).
Unvermittelt setzt dann in Fassung II1 ein: „Es verführen
sieben Verführer die Söhne Adams“. Sie werden aufgezählt
Samis (die Sonne); Rühä d’Qudsä (der heilige Geist), auch Esträ,
Libat, Amamit genannt (der Planet Venus); Nbü, der Lügen-
messias (Merkur); Sin, auch Sawrel (der Mond); Kewan (Saturn);
Bel (Jupiter); Nirig (Mars). Dann werden die Dämonen, die
nach astrologischer (auch spätjüdischer) Anschauung in jedem
1 In Fassung I scheint das eben angeführte Schlußstück zugesetzt,
um eine Überleitung zu bilden.

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