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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0021
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Das mandäische Buch des Herrn der Größe.

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,,in anderer Gestalt“. Es setzt voraus, daß Christus schon vorher
erwähnt war. Diese Erwähnung bietet der früher besprochene
Schlußsatz von Fassung I: ,,Dann erscheint Christus, der Prophet
der Juden. Er ruft den Planeten zu, er nimmt sie für sich gefangen/‘x
Wie er dies tut, schildert ein Supplement der alten Vorlage, ein
jetzt in Fassung II eingesprengtes späteres und ausführliches
Stück, S. 89, 14: „Wenn Nbü aus der Mitte der Engel des Fehls
kommt, ruft ihn Rühä d’Qudsä (der heilige Geist) seine Mutter.
Auf dem Kranze des Himmels und der Erde (dem Horizont) auf
dem Berge Tabdänä versammeln sich die Engel des Fehls. Sie
salben Nbü mit einem Ölhorn und bekleiden ihn mit Feuer.
Ferner kommt Christus der Verführer in einer anderen Gestalt.“
Unterschieden werden die menschliche und die elementare Gestalt.
Wir sehen jetzt, daß der Redaktor von Fassung I seine kurze
Andeutung dem Archetypus entnahm. Er stellte sie vor den ein-
gelegten Planetenkatalog, um diesen besser einzuführen. Das
von den Planeten verliehene Feuergewand ist ihm dann die
andere Gestalt.
Ich fahre nach Beseitigung der Interpolation in der Analyse
der alten Apokalypse fort. Sie verläuft in Fassung 1 ohne weitere
Störung bis zum. Schluß,; Fassung II enthält noch eine größere,
aus verschiedenen Quellen gefertigte Einlage, der in I nichts ent-
spricht. In dem Archetypus beider stand nur noch das Stück
47, 1—51, 3 = 86, 18—89, 13 und 100, 21—101, 10; es gibt Ziel-
punkt und Zweck der alten Apokalypse. Der Archetypus wird
durch den kurzen Hinweis auf Muhammed am Ende datiert, und
da auch das letzte, planmäßig an den Schluß des rechten Genzä
gestellte Stück, die große Apokalypse, das sogenannte Königs-
buch, mit dem Beginn der Herrschaft des Islam endet, so ist da-
mals die ganze uns vorliegende Sammlung redigiert worden1 2.
Allein die Erwähnung des Islam ist ganz unorganisch angefügt.
Vor ihr ist in Fassung I kein rechter Abschluß (49,3); dagegen
hat Fassung II vor ihr ein deutliches Buchende, dessen Einleitungs-
gedanke im Schluß wiederholt wird (88, 15 — 89, 13, vgl. unten
1 D. h. er gewinnt sie für sich.
2 Das schließt, wie ich wegen Brandt Mand. Bel. S. 59 erwähne, ein-
zelne jüngere Interpolationen nicht aus; nur das Ganze ist datiert. Voraus
liegt ihm eine ältere umfassende Sammlung und Redaktion, deren Zeit es
zu bestimmen gilt, ihr wieder kleinere Corpora, wie das Buch des Herrn der
Größe, oder Einzelschritten, wie vielleicht die hier behandelte Apokalypse,
und allerlei Fragmente.
 
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