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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0022
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22

R. Reitzenstein:

S. 24). Die Frage ob hier wirklich der Schluß der alten Apo-
kalypse erhalten ist, ist die Kernfrage dieser ganzen Unter-
suchung; daraufhin ist der Verlauf der Darstellung zu unter-
suchen.
Der Messias erscheint feuerbekleidet und auf einem feurigen
Wagen und Wunderwerke zeigt er im Feuer; Amuniel (Immanuel)
ist sein Name und Jesus der Heiland nennt er sich. Das Feuer
ist auch in Wahrheit sein Wohnsitz; er ist der Satan1. So zeigt er
sich in seinem Wagen und fordert auf „Kommet, tretet zu mir."
Aber glaubt ihm nicht, denn in Zauberei und Blendwerk geht er
einher. Die Vorstellung findet sich, wie oben S. 20,3 erwähnt, in
der Mönchsliteratur2, ist aber nicht von den Christen erfunden,
sondern von den Mandäern (?) übernommen, bei denenEnös-Uthrä,
der echte Messias, das Kleid aus Wasserwolken trägt und Wasser
das göttliche, Feuer das teuflische Element ist. Daß den Mandäern
gestattet wird, wenn er sie bedrängt, ihn sogar zu bekennen,
wenn sie nur im Herzen dem Lichtkönig treu bleiben (47, 13), ist
seltsam genug und muß später historisch erklärt werden3; begreif-
lich ist, daß Fassung II ändert „so bekennet ihn doch nicht“
(87, 6); sie verlangt ja auch in der eigenen Einlage (89, 25) das
Martyrium. Die Verkündigung des Lügen-Messias „Ich bin Gott4,
Gottes Sohn, den mich mein Vater hierher gesandt hat;...ich
bin der erste Gesandte Hibil-Ziwä, der ich aus der Höhe gekom-
men bin“ (47, 15 ff.) entspricht fast wörtlich der bei Celsus (Origenes
VII 8 = II S. 160 Kötschau) angeführten Verkündigung syrischer
1 Fassung II fügt hinzu, daß er dabei nur die Augen blendet und seine
wahre Gestalt verborgen ist (86, 34); Fällung' I hatte das im Eingang voraus-
genommen.
2 Und zwar in der Regel von dem falschen Christus; wo sie auf den
echten übertragen ist (so in der Novelle von Justina und Cyprian, Nachrichten
d. Gesellschaft d. Wissenschaften, Göttingen 1917, 'S. 45), ist dies sekundär.
3 Brandts Verweis (Mand. Rel. S. 147, 2) auf Elxai, der die Verleugnung
in Not für straflos erklärte (Epiphanios Haer. XIX 1,8 p. 218, 16 Holl;
Origenes bei Eusebios Kirchengesch. VI 38 p. 592,22 Schwartz), trifft die
Sache nicht recht.
4 Allaha. In Fassung II abgeschwächt „Ich bin es, der aus Gott ent-
standen ist“ (87,2). Im Mandäischen entspricht die immer wiederkehrende
Einleitungsformel im zweiten Buch des linken Genzä: “Ein Mänä bin ich des
großen Lebens, ein Mänä bin ich des gewaltigen Lebens, ein Mänä bin ich
des großen Lebens.“ Daß in diesem Buch ursprünglich immer der erste
Gesandte redet, hatte ich längst aus ihm selbst erschlossen. Durch den Text
der Apokalypse wird es mir jetzt bestätigt. Wie die Formel auf die Seele
übertragen werden konnte, werde ich an anderem Ort erklären.
 
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