Metadaten

Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0033
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Das mandäische Bucli des Herrn der Größe.

33

Nur die Todsünder bleiben auf ewig ausgeschlossen. So fügt sich
denn das Stück der Apokalypse, das noch zu besprechen blieb
und zu dem ich jetzt zurückkehre, an richtiger Stelle als notwen-
diges Glied in sie ein und zwar vor der Erwähnung der Wieder-
kunft. Das Ende ist mit dieser wirklich erreicht, die Grund-
linien des ursprünglichen Textes gesichert.
Daß dieser ursprüngliche Text noch in dem Archetypus im
Schluß beträchtlich reicher war als jede der beiden Fassungen, zeigt
BuchXV Kap. 11 des r. Genzä (p. 328 P.) und erklärt zugleich ein
Sätzchen in Fassung I (48, 21): ,,Dreihundertundsechzig Propheten
gehen von der Stadt Jerusalem aus“. Als Enös in die Welt gekom-
men ist, beschließen Rühä und die Planeten, die Menschen zu fan-
gen und eine Stadt der Gottlosigkeit zu gründen; aber wo sie
hinkommen, schallt ihnen aus der Wolke des Enös die Stimme ent-
gegen: „Aus dem Ort an dem diese Stadt gebaut wird, werden
dreihundertfünfundsechzig Jünger hervorgehen.“1 Endlich bauen
sie trotz dieser Verkündigung Jerusalem. „Die sieben Säulen
entstanden, von denen alle Verkehrtheit und Lüge ausgegangen
ist.“ Die Juden kommen, lassen sich hier nieder und mehren sich.
Da geht Enös in körperlicher Gestalt (als scheinbarer Mensch)
selbst hinein, predigt und gewinnt zunächst Mirjai2 und tauft sie
im Jordan; aus der teXsIoc Mirjai gingen Jaqif und Beni-Amin
(Jakob und Benjamin, vgl. über die mißverstandenen Namen
Lidzbarski, Johannesbuch, S. 71) hervor und aus ihnen drei-
hundertfünfundsechzig Jünger in der Stadt Jerusalem. Als die
Juden sie im Zorn töten, steigt Enös ergrimmt zu seinem Vater
empor, erhält die Erlaubnis, Jerusalem zu zerstören, kehrt als
weißer Adler wieder und vernichtet mit der Keule des Glanzes
die Juden und ihre Stadt, Säule für Säule. Er schließt seinen
Bericht: „Ich zerstörte das Haus, das ohne Güte war“3. Die litera-
1 Man erkennt, warum Fassung II 87,17 betont: „Und es .kommt
Enös-Uthra und geht nach Jerusalem, bevor die Dämonen in die Welt
gehen werden“ (er ist ja immer schon da).
2 Keinerlei Verweis auf die Mutter Jesu liegt zugrunde (wie ich gegen
Brandt hervorhebe). Es ist der Name einer jüdischen Prophetin (?) Maria.
Johannesbuch und Liturgien zeigen, daß man von ihr eine Art Novelle erzählte,
die in der Bekehrung der Justina durch Cyprian ihr Gegenstück hat, ja viel-
leicht schon auf die Novelle von IMulus und Thekla einwirkt, die dieser zu-
nächst als Vorlage diente. Möglich wäre auch eine symbolische Deutung,
vgl. unten Seite 57.
3 In andern Texten (Genzä r. XV 17 p. 353) tritt für Jerusalem die
Welt ein. Der Bote Anös zerstört mit der Keule des Glanzes „das Haus“.
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, phil.-hist. Kl. 1919. 12. Abh.

3
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften