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R. Reitzenstein:
rische Form ist etwas anders, der Inhalt der gleiche wie in der
bisher behandelten Apokalypse* 1. Hinzu tritt cap. 76 des Johannes-
buches (p. 242 Lidb.): Anös Uthrä wandert durch Generationen
und Welten und kommt nach Jerusalem (zur Zeit Christi). Anös
predigt hier und er ist es, der die Blinden, Stummen und Tauben
(Taubstummen), die Aussätzigen, Verkrüppelten und Lahmen
heilt2. Er ist es auch, welcher den Christus besiegt. Von der
Tötung seiner Jünger ist nicht die Rede, wohl aber hören wir,
daß Anös einen Brief an den Vater, das Lebende Wasser, schreibt
und Antwort empfängt. Die Zerstörung Jerusalems wird wieder
nicht erwähnt, aber der Schluß zeigt Anös die entschlafenen Gläu-
bigen und zuerst die Häupter der drei früheren Generationen
zur Seligkeit rufend: „Ein jeder, der auf mich, Anös-Uthra, hört
und gläubig ist, dem ist eine Stätte im Lichtort hergerichtet.
Wer auf mich, Anös-Uthra, nicht hört, dessen Stätte wird vom
Lichtort abgewandt. Sein Name wird aus meinem Blatte aus-
gelöscht, seine Gestalt wird finster und leuchtet nicht.“ Es ist
der wirksame Schluß des Johannesbuches.
Es ist schwerlich Zufall, daß hier alle Zeitanspielungen (die
Ermordung der Jünger und der Untergang Jerusalems) fehlen3.
Man muß an das Zurücktreten der ursprünglich so lebhaften Er-
wartung des baldigen Weltunterganges in dem jungen Christen-
tum denken, um die Notwendigkeit der Entwicklung auch auf
mandäischem Boden zu verstehen. Jerusalem war gefallen und
Die Engel, die es erbaut haben, weinen, die Bewohner trauern, Rühä ver-
zweifelt. Der Bote spaltet das Firmament, die Sieben werden gefesselt,
Rühä und der Vater der Bösen getötet. Da von den Sieben (den Planeten)
immer alle Irrlehre und alle Verführung ausgeht (vgl. oben S. 19. 33), wird dies
das Ursprüngliche sein.
1 Auch das Endgericht wird angekündigt. — Die heilige Zahl der Jün-
ger und Märtyrer ist hier genau die Zahl der Tage des Jahres, in der Apo-
kalypse abgerundet; beides begegnet in sakralen Texten sehr häufig.
2 Nur der Spruch des Jesajas wird — in der unten S. 60 besprochenen
Umgestaltung — angeführt (S. 234, 11 und 25). Die Evangelien sind also
nicht benutzt.
3 Eine gewisse Anspielung liegt freilich in der Beschreibung des Gottes
242, 9: ,,An meine Linke legten sie einen Schläger und ein großes Beil, das
Lösungen vor mir löst. Ich verwüste und baue wieder auf, ich zerstöre und
gründe wieder meinen Palast.“ Das Wort für Palast würde nach Lidzbarskis
.Beobachtung (A. 4) eher ein Heiligtum bedeuten, doch wird der Tempel in
Jerusalem anders bezeichnet. Gemeint ist ursprünglich wohl die Stadt (das
Haus ohne Güte) oder die Welt.
R. Reitzenstein:
rische Form ist etwas anders, der Inhalt der gleiche wie in der
bisher behandelten Apokalypse* 1. Hinzu tritt cap. 76 des Johannes-
buches (p. 242 Lidb.): Anös Uthrä wandert durch Generationen
und Welten und kommt nach Jerusalem (zur Zeit Christi). Anös
predigt hier und er ist es, der die Blinden, Stummen und Tauben
(Taubstummen), die Aussätzigen, Verkrüppelten und Lahmen
heilt2. Er ist es auch, welcher den Christus besiegt. Von der
Tötung seiner Jünger ist nicht die Rede, wohl aber hören wir,
daß Anös einen Brief an den Vater, das Lebende Wasser, schreibt
und Antwort empfängt. Die Zerstörung Jerusalems wird wieder
nicht erwähnt, aber der Schluß zeigt Anös die entschlafenen Gläu-
bigen und zuerst die Häupter der drei früheren Generationen
zur Seligkeit rufend: „Ein jeder, der auf mich, Anös-Uthra, hört
und gläubig ist, dem ist eine Stätte im Lichtort hergerichtet.
Wer auf mich, Anös-Uthra, nicht hört, dessen Stätte wird vom
Lichtort abgewandt. Sein Name wird aus meinem Blatte aus-
gelöscht, seine Gestalt wird finster und leuchtet nicht.“ Es ist
der wirksame Schluß des Johannesbuches.
Es ist schwerlich Zufall, daß hier alle Zeitanspielungen (die
Ermordung der Jünger und der Untergang Jerusalems) fehlen3.
Man muß an das Zurücktreten der ursprünglich so lebhaften Er-
wartung des baldigen Weltunterganges in dem jungen Christen-
tum denken, um die Notwendigkeit der Entwicklung auch auf
mandäischem Boden zu verstehen. Jerusalem war gefallen und
Die Engel, die es erbaut haben, weinen, die Bewohner trauern, Rühä ver-
zweifelt. Der Bote spaltet das Firmament, die Sieben werden gefesselt,
Rühä und der Vater der Bösen getötet. Da von den Sieben (den Planeten)
immer alle Irrlehre und alle Verführung ausgeht (vgl. oben S. 19. 33), wird dies
das Ursprüngliche sein.
1 Auch das Endgericht wird angekündigt. — Die heilige Zahl der Jün-
ger und Märtyrer ist hier genau die Zahl der Tage des Jahres, in der Apo-
kalypse abgerundet; beides begegnet in sakralen Texten sehr häufig.
2 Nur der Spruch des Jesajas wird — in der unten S. 60 besprochenen
Umgestaltung — angeführt (S. 234, 11 und 25). Die Evangelien sind also
nicht benutzt.
3 Eine gewisse Anspielung liegt freilich in der Beschreibung des Gottes
242, 9: ,,An meine Linke legten sie einen Schläger und ein großes Beil, das
Lösungen vor mir löst. Ich verwüste und baue wieder auf, ich zerstöre und
gründe wieder meinen Palast.“ Das Wort für Palast würde nach Lidzbarskis
.Beobachtung (A. 4) eher ein Heiligtum bedeuten, doch wird der Tempel in
Jerusalem anders bezeichnet. Gemeint ist ursprünglich wohl die Stadt (das
Haus ohne Güte) oder die Welt.