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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0063
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Das mandäische Buch des Herrn der Größe.

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Q den fragenden Meister in höchstem Ton und stellt ihn über alle
Propheten, aber er hat sich an Jesus „geärgert“, und der kleinste
unter denen, welche die neue Botschaft willig aufnehmen, ist größer
als er. Man kann den Bericht von der Botschaft dann allerdings
wohl nur als Schöpfung von Q fassen, der schon in der Wahl
des Wortes ,6 ipyo[ievoq seinen Leser auf die erste ausführliche
Erzählung über das Auftreten des Täufers zurückverweist (Matth.
3, 11 = Luk. 3, 16, vielleicht schon beeinflußt von Mark. 1, 7. 8).
Schon Wellhausen empfand in dieser ersten Erzählung neben
der christlichen eine nicht-christliche Quelle und die Zeichnung
eines „nicht-christlichen Messias“ (Einleitung2 S. 65). Sie stimmt
in Gesamtton und Einzelzügen zu jener von der alten Apokalypse
beeinflußten Beschreibung des Enös im Johannesbuch cap. 76
S. 242, 8 Lidzb. „An meine Linke legten sie einen Schläger und
ein großes Beil, das Lösungen vor mir löst. Ich verwüste und baue
wieder auf, ich zerstöre und gründe wieder meinen Palast.
des Johannesbuches Spuren einer Auffassung Jöhänäs als Gottwesen im Sinne
des himmlischen Gesandten finden. Gibt ihm doch das Leben das Gewand
Adams (das Gewand lebendigen Feuers, bezw. Glanzes) und läßt ihn von den
Lichtmächten verehren (oben S. 49). Ja es scheint, daß er nach einer Tra-
dition wie Hibil nicht irdisch erzeugt, sondern plötzlich bei seinen Eltern
erschienen ist. Als 22jährigen Jüngling bringt ihn Enös-Uthra von Parwari,
dem weißen Berge (dem Lichtberge, wie der weiße Jordan der Lichtjordan
ist), wo er alle Weisheit gelernt und seine Rede sich ganz angeeignet hat.
Die Entsendung wird beschrieben, wie in einer Anzahl von Texten (Anfang
meist: Im Anfang zog ich in einer Wolke heraus) die Entsendung des Mandä
d’Haije oder Enös: mit Gewändern des Glanzes wird er bekleidet, mit Wolken-
hüllen bedeckt, der leuchtende Wassergürtel ihm umgelegt, dann führt ihn
die Glanzwolke an einem Sonntag (also am Tage Mandä dTIaijes) nach Jeru-
salem (Johannesbuch cap. 32 p. 116, 15 Lidzb.). Enös holt ihn dann später
in den Himmel zurück (unten S. 78). Das ist jetzt mit einer andern Formu-
lierung verquickt: nach der Geburt hat ihn Enös auf den Berg entführt.
Dem entspricht in der Tradition über Mani, daß die Mutter nach der Geburt
sah, wie Einer (ein Engel) ihn nahm, in die Luft entführte und dann wieder-
brachte; bisweilen blieb er einen oder zwei Tage aus, dann brachte er ihn
wieder zurück (Flügel, Mani S. 84). Vielleicht bot die Zarathustra-Legende
den Anlaß. Hierüber wieder schiebt sich die Nachahmung des Evangelien-
berichts, die ein Geschlechtsregister kennt, die Namengebung auf Gott zurück-
führt, den Zacharias von dem Plan, sein Weib zu verstoßen, durch einen
Engel (die Sonne) abhalten und die Juden den Plan, das Kind zu töten, fassen
läßt. Johannes ist jetzt Mensch; nicht er, sondern Enös, den er verkündet,
kommt naeli Kap. 76 wieder, um die Welt zu zerstören, und ruft zunächst
Adam zur Auffahrt ins Licht.(persischer Zug); aber eine ältere Auffassung,
nach welcher Jöhänä selbst der Lichtbote ist, schimmert noch durch.
 
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