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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0079
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Das mandäische Buch des Herrn der Größe.

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Straßburg 1902, erwiesen hat, eines jüngeren, in syrischen Predig-
ten und Liedern des fünften und sechsten Jahrhunderts oft be-
nutzten Berichtes. Die Hauptsache, die alte Totentaufe, ist in
der Erzählung des rechten Genzä fast völlig verschwunden1, ge-
blieben nur der Aufstieg an Ptahil und Ab.athur vorüber zum Ort
des Lichtes. Dort fleht Jöhänä, daß in der gleichen Weise alle im
Glauben bewährten Männer (seine Jünger) aufsteigen mögen.
Ich komme später auf diesen Bericht zurück und erledige zunächst
die Hauptfrage. ■
Brandt hat wohl recht, die ausführliche Erzählung von
Johannes ist erst in einer Zeit nachweisbar, in der die christliche
Überlieferung schon einigermaßen bekannt war. Nur darf man
nicht ohne weiteres darauf schließen, daß Johannes ganz aus ihr
stammt. War doch in ihr der Gegensatz zwischen Johannes und.
Jesus vollkommen verdunkelt, und genoß doch bei den so bitter
gehaßten Christen der Vorläufer Jesu längst hohe Ehren. Es wäre
psychologisch gar nicht begreiflich, daß das Mandäervolk ihn da-
mals als einzige historische Persönlichkeit seinen religiösen Urkun-
den miteinfügte, und zwar als den großen Gegner und Lehrer
Christi, der wie Adam und die anderen Häupter der Zeitalter
mit dem ganzen Stamm, d. h. mit allen seinen Gläubigen, zum
Himmel gefahren und wie sie zum Hüter geworden sei. Weit
näher hegt eine andere Erklärung. Mochte eine kurze Zeit lang
unter den Johannesgläubigen die Frage geherrscht haben, ob ihr
Meister selbst „das Licht“ gewesen sei: als sie in der neuen Heimat
im Osten sich ausbreiteten, mußten sie sich erinnern, daß Johannes
nur von dem kommenden Gesandten geredet hatte, geredet
in Wendungen, die man auch dort unter dem Eindruck iranischer
Lehren von dem dritten und letzten Gesandten des Lichtkönigs, für
sie dem „Menschen“, also Enös, gebrauchte. Nicht Johannes, sondern
Enös war also der Gegner und Überwinder des falschen Messias.
In diesem Glauben wuchsen sie mit den neuen Volksgenossen zu-
sammen. Da Johannes diesen Enös verkündet und dem „falschen
Messias“ widerstrebt hatte, mußte die Erinnerung an ihn wieder
aufleben, als dessen Diener die gefürchteten und verhaßten Nach-
barn und Reichsfeinde wurden. Aber Enös bleibt der eigentliche
Überwinder des Lügenmessias, der Christus der Mandäer, noch in
dem Bericht der hier behandelten jungen Einlage. Er ist der
Meister des Jöhänä.
1 Nur daß Jöhänä im Jordan stirbt, wird gesagt.
 
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