Das mandäische Buch des Herrn der Größe.
81
Ligen mit sich nehmen, alleNasoräer sollen nach ihm empor steigen .
Es ist die früher (S. 25 ff.) besprochene Befreiung der Seelen der
Verstorbenen aus den Gefängnissen. Bei jedem Strafort wird in
der weiteren Schilderung gefragt, was die Gefesselten verbrochen
haben, was sie erdulden und womit sie vergleichbar sind. Dann
gibt der Mann von erprobter Frömmigkeit (der Gott) seinen Namen
und sein Zeichen, wird von dem Herren des Strafortes demütig
verehrt und steigt mit seiner Schar an ihm vorüber und weiter in
die Höhe. Aufgezählt werden der Strafort der Jungfrau, die nicht
Jungfrau ist (Rühä als Mutter der Planetengötter), der Strafort
der Mörder, der Strafort der Buhler, Diebe und Meineidigen, der
Strafort der Fürsten, Richter und Machthaber1; sie gleichen fetten
Ziegen, die man plötzlich packt und auf glühende Kohlen wirft.
Der nächste Strafort ist dann der des nichtigen Christus; in ihm
sind alle, die das Leben verleugnet und Christum bekannt haben.
Eine breite Schilderung, die im Stil weit von den früheren abweicht,
setzt ein. Ihre Seelen gleichen einer großen Schafherde, die vor
Christus einhergeht. Sie dürsten, und er führt sie zum Meere
(Fluß), aber sie können nicht bis zu der Flut gelangen. Mit den
Worten des Evangeliums berufen sie sich auf ihre guten Werke
in seinem Namen, aber vergeblich. Mandä d’Haije geht mit sei-
nem ganzen Stamm an Christus vorüber und gibt seinen Namen
1 Seltsamerweise zugleich der Frauen, die ihre Milch verkaufen, die
eigenen Kinder töten und für fremde Ammen werden. Sie werden an den
Brüsten aufgehängt. Es ist klar, daß sie in ein vorausgehendes Wachthaus
{Strafort) gehören, das in der Aufzählung unterdrückt werden mußte, als
der Überarbeiter einen der traditionellen sieben Straforte für die Christen
freimachen wollte. Die eigenartige Bestrafung, Aufhängen an den Brüsten,
hat Gressmann neuerdings in jüdischen Höllen Visionen nachgewiesen (Ab-
handlungen der Berliner Akademie 1918 No. 7 S. 23, vgl. 71 und 81), nur
deutet er sie unrichtig. In der ältesten Quelle, Pal. Chagigall S. 77 d, trifft
sie ein Weib, Maria. Das ist, wie jetzt klar wird, die Tochter Eleazars, die
während der Belagerung Jerusalems ihr Kind tötet und ißt (auch in dem
mandäischen Bericht töten die Weiber ihre Kinder und werden Ammen,
um sich selbst fette Bissen zu verschaffen ; die ganz junge Darke Teschuba,
die doch ältestes Gut, z. T. aus ägyptischer Quelle, bewahrt, nennt dafür
die Weiber, die ihre Kinder öffentlich säugen; seltsam, daß auch sie nach
Gressmann ursprünglich die Christen in der Hölle erwähnt). Klar scheint,
daß ursprünglich die Kindsmörderinnen im allgemeinen erwähnt waren,
wie die Weiber, die vor der Geburt die Kinder abgetrieben haben, z. B. in
der Petrus-Apokalypse. Jene Maria ist dann als Typus in einer jüdischen
Fassung hinzugekommen. Übrigens erwähnt auch die Himmelfahrt Muham-
rneds dieselbe Strafe.
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, phil.-hist. Kl. 1919. 12. Abh .
6
81
Ligen mit sich nehmen, alleNasoräer sollen nach ihm empor steigen .
Es ist die früher (S. 25 ff.) besprochene Befreiung der Seelen der
Verstorbenen aus den Gefängnissen. Bei jedem Strafort wird in
der weiteren Schilderung gefragt, was die Gefesselten verbrochen
haben, was sie erdulden und womit sie vergleichbar sind. Dann
gibt der Mann von erprobter Frömmigkeit (der Gott) seinen Namen
und sein Zeichen, wird von dem Herren des Strafortes demütig
verehrt und steigt mit seiner Schar an ihm vorüber und weiter in
die Höhe. Aufgezählt werden der Strafort der Jungfrau, die nicht
Jungfrau ist (Rühä als Mutter der Planetengötter), der Strafort
der Mörder, der Strafort der Buhler, Diebe und Meineidigen, der
Strafort der Fürsten, Richter und Machthaber1; sie gleichen fetten
Ziegen, die man plötzlich packt und auf glühende Kohlen wirft.
Der nächste Strafort ist dann der des nichtigen Christus; in ihm
sind alle, die das Leben verleugnet und Christum bekannt haben.
Eine breite Schilderung, die im Stil weit von den früheren abweicht,
setzt ein. Ihre Seelen gleichen einer großen Schafherde, die vor
Christus einhergeht. Sie dürsten, und er führt sie zum Meere
(Fluß), aber sie können nicht bis zu der Flut gelangen. Mit den
Worten des Evangeliums berufen sie sich auf ihre guten Werke
in seinem Namen, aber vergeblich. Mandä d’Haije geht mit sei-
nem ganzen Stamm an Christus vorüber und gibt seinen Namen
1 Seltsamerweise zugleich der Frauen, die ihre Milch verkaufen, die
eigenen Kinder töten und für fremde Ammen werden. Sie werden an den
Brüsten aufgehängt. Es ist klar, daß sie in ein vorausgehendes Wachthaus
{Strafort) gehören, das in der Aufzählung unterdrückt werden mußte, als
der Überarbeiter einen der traditionellen sieben Straforte für die Christen
freimachen wollte. Die eigenartige Bestrafung, Aufhängen an den Brüsten,
hat Gressmann neuerdings in jüdischen Höllen Visionen nachgewiesen (Ab-
handlungen der Berliner Akademie 1918 No. 7 S. 23, vgl. 71 und 81), nur
deutet er sie unrichtig. In der ältesten Quelle, Pal. Chagigall S. 77 d, trifft
sie ein Weib, Maria. Das ist, wie jetzt klar wird, die Tochter Eleazars, die
während der Belagerung Jerusalems ihr Kind tötet und ißt (auch in dem
mandäischen Bericht töten die Weiber ihre Kinder und werden Ammen,
um sich selbst fette Bissen zu verschaffen ; die ganz junge Darke Teschuba,
die doch ältestes Gut, z. T. aus ägyptischer Quelle, bewahrt, nennt dafür
die Weiber, die ihre Kinder öffentlich säugen; seltsam, daß auch sie nach
Gressmann ursprünglich die Christen in der Hölle erwähnt). Klar scheint,
daß ursprünglich die Kindsmörderinnen im allgemeinen erwähnt waren,
wie die Weiber, die vor der Geburt die Kinder abgetrieben haben, z. B. in
der Petrus-Apokalypse. Jene Maria ist dann als Typus in einer jüdischen
Fassung hinzugekommen. Übrigens erwähnt auch die Himmelfahrt Muham-
rneds dieselbe Strafe.
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, phil.-hist. Kl. 1919. 12. Abh .
6