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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0084
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84

R. Reitzenstein:

die geringfügigen redaktionellen Zusätze zu streichen, die in
letzterem auf den Hauptteil von V 4 bezugnehmen1. Geschildert
war der Aufstieg Mandä d’Haijes vor der Parusie und die
Gefangenenbefreiung.
Der Hergang ist nunmehr wohl erkennbar. Es folgten sich
in einer alten Fassung des Genzä wie jetzt zwei Traktate, die
Himmelfahrt Mandä d’Haijes und ein Jöhänäs Geschick von der
Geburt bis zur Auffahrt schildernder Text (Johannesbuch und
Genzä V 4). Beide waren lückenhaft geworden. Von dem ersten
fehlte nur ein kurzes Schlußstück, von dem zweiten der ganze An-
fang und der Hauptteil des Schlusses. Der Bearbeiter gestaltete
den ersten Text durch Eindichtungen in christenfeindlichem Sinn
um und nahm das dabei übrig bleibende Stück aus dem Schluß
zur Ergänzung der Lücke im zweiten Text, den er ebenfalls ten-
denziös überarbeitete2. Das wichtige Ergebnis der langen Unter-
1 Zu dem ersten Text gehört noch die Begrüßung Mandä d’Haijes,
im Lichtreich S. 208; sie entspricht genau der Verheißung des von jenseits
der Welt rufenden Mannes (oben S. 80) und bezeichnet ihn wieder als den
Mann von erprobter Gerechtigkeit. Dagegen gehört zu dem zweiten Text
Jöhänäs Schilderung S. 209; sein Gebet 209, 5 weist klar auf das frühere
Gebet 196, 15 zurück. Letzteres Gebet bezieht sich auf eine Verkürzung
(xoAoßoicnip der Tage. Reste alter Anschauungen sind in ihm erhalten, so
die sehr auffällige Gleichsetzung des Jöhänä mit dem guten Enös (S. 197, 10,
vgl. Genzä r. V 3 p. 180 P.), doch wage ich nicht die ursprünglichen Zusam-
menhänge erraten zu wollen. Ebenso scheint die Angabe, daß zwischen
den Beginn der Taufe des Johannes und das Erscheinen des Gesandten,
der ihn von der Erde ruft, 42 Jahre fallen (S. 198,16; 199, 4, mißverständlich
auf den Messias bezogen S. 94, 13) bedeutsam und alt.
2 In anderen Fällen kann man zweifeln, ob es sich nicht um eine beab-
sichtigte Verkürzung handelt, so bei der Himmelswanderung des Buches
VI des rechten Genzä, dem „Buch des Dinanukht,“ das ich hier beiläufig
erwähne. Da Theodor bar Khöni es als heilige Schrift der Mandäer an-
führt, muß es ebenfalls vor das siebente Jahrhundert fallen. Dinanukht ist,
wie Prof. Andreas mir nachweist, ein echt persischer Buchtitel, „das Unaus-
gesprochene (toc xpu7rta) der Religion“ und es redet ein Buch, das aber doch
zugleich als göttliche oder prophetische Person empfunden wird, ein Weib hat
(Nuraita, ursprünglich eine mythologische Figur, vgl. Lidzbarski, Johannes-
buch S. 58, Bousset Hauptprobleme der Gnosis 14, 2. 73. 103) und Jünger
gewinnt. WieAnös das göttliche Wort, so ist Dinanukht die göttliche Schrift.
Sie enthält die Plimmelswanderung zum Zweck der Belehrung und ist
in mancher Hinsicht ähnlich dem Ardä-Viräf, nur sind die spätbabylonischen
Vorstellungen von den sieben Straforten in den übereinanderliegenden Sphä-
ren eingesetzt. Das achte „Wachthaus des Verderbens“ ist, genau wie bei
der oben besprochenen Himmelswanderung des Mandä d’Haije, die Erde
 
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