Das mandäische Buch des Herrn der Größe.
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suchung ist also, daß schon vor der Epoche der christenfeindlichen
Überarbeitung eine Sammlung der verschiedenen heiligen Bücher
bestand, die z. T. jedenfalls die gleiche Abfolge hatte. Dieser
Ur-Genzä fällt also jedenfalls vor das siebente Jahrhundert1. Stücke
aus ihm haben sich daneben in Weiterbildung erhalten und sind
in jüngere Sammlungen wie das Johannesbuch übergegangen.
Wir können aus ihm gerettete Trümmer bisweilen noch mit Trüm-
mern im Genzä vereinigen2.
Von entscheidender Bedeutung wäre es, wenn sich für die
frühere Zeit noch einige weitere chronologische Feststellungen
gewinnen ließen. Wenigstens zwei glaube ich bieten zu können.
Der linke Genzä beschäftigt sich scheinbar ganz mit dem Ge-
schick der Seele. Sein zweites Buch (p. 38 —74 Pet.) bildet eine Ein-
heit von 28 liturgischen Texten3, die zwar wegen gewisser Wider-
sprüche nicht auf e i n e nVerfasser zurückgehen können, aber nach dem
gleichen Schema gebaut sind: sie-beginnen im Ich-Stil und gehen,
in der Regel mit einer formelhaften Wendung in den Er-Stil über.
Der Anfang lautet in allen „Ein Mänä bin ich des großen Lebens,
ein Mänä bin ich des gewaltigen Lebens, ein Mänä bin ich des
großen Lebens“ und führen damit ein mythologisches Wesen ein4.
Das Buch ist zu einer bestimmten Zeit von einem Redaktor plan-
mäßig für einen bestimmten Zweck geschaffen, und dieser Zweck:
selbst. So gibt das Buch in der Rede des göttlichen Führers die Zahl an,
aber die Schilderung führt uns nur durch vier. Brandt, der in den Jahrbüchern
j. Protestant. Theologie XVIII 413 ff. hieraus seltsame Folgerungen zieht, hat
nicht bedacht, daß diese Apokalypsen willkürlichen Umgestaltungen beson-
ders ausgesetzt sind.
1 Für den Jöhänä-Text ergibt sich dabei also ein beträchtlich höheres
Alter, nur ist unklar, wie viel Änderungen er schon durchgemacht hat. Eine
völlige Entlehnung der ganzen Tradition aus dem Christentum scheint schon
dadurch ausgeschlossen.
2 Dies hat z. T. schon der Lehrer Siouffis (JEtudes sur la Religion des
Soubbas p. 3) getan. Er kannte auch das Buch Dinanukht (p. 31), doch in
stark abweichender Fassung.
3 Die Zahl entspricht wohl nicht zufällig den 28 Mondstationen und
ist uns auch sonst (auch bei den Persern) als heilig bezeugt.
4 Die Art der Einführung entspricht ganz dem Offenbarungsstil in
orientalischen Religionsurkunden (Norden Agnostos Theos S. 192. 206ff.),
vgl. z. B. den ziemlich alten ägyptischen Zauber bei Griffith The demotic
magical Papyrus of London and Leiden p. 129: „Ich bin ein Königssohn,
der erste Große des Anubis“ und meine Erklärung ,,Hellenistische Wunder-
erzählungen“ S. 103ff. mit der Fortsetzung in der Festschrift für Fr. C. An-
dreas S. 33ff.
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suchung ist also, daß schon vor der Epoche der christenfeindlichen
Überarbeitung eine Sammlung der verschiedenen heiligen Bücher
bestand, die z. T. jedenfalls die gleiche Abfolge hatte. Dieser
Ur-Genzä fällt also jedenfalls vor das siebente Jahrhundert1. Stücke
aus ihm haben sich daneben in Weiterbildung erhalten und sind
in jüngere Sammlungen wie das Johannesbuch übergegangen.
Wir können aus ihm gerettete Trümmer bisweilen noch mit Trüm-
mern im Genzä vereinigen2.
Von entscheidender Bedeutung wäre es, wenn sich für die
frühere Zeit noch einige weitere chronologische Feststellungen
gewinnen ließen. Wenigstens zwei glaube ich bieten zu können.
Der linke Genzä beschäftigt sich scheinbar ganz mit dem Ge-
schick der Seele. Sein zweites Buch (p. 38 —74 Pet.) bildet eine Ein-
heit von 28 liturgischen Texten3, die zwar wegen gewisser Wider-
sprüche nicht auf e i n e nVerfasser zurückgehen können, aber nach dem
gleichen Schema gebaut sind: sie-beginnen im Ich-Stil und gehen,
in der Regel mit einer formelhaften Wendung in den Er-Stil über.
Der Anfang lautet in allen „Ein Mänä bin ich des großen Lebens,
ein Mänä bin ich des gewaltigen Lebens, ein Mänä bin ich des
großen Lebens“ und führen damit ein mythologisches Wesen ein4.
Das Buch ist zu einer bestimmten Zeit von einem Redaktor plan-
mäßig für einen bestimmten Zweck geschaffen, und dieser Zweck:
selbst. So gibt das Buch in der Rede des göttlichen Führers die Zahl an,
aber die Schilderung führt uns nur durch vier. Brandt, der in den Jahrbüchern
j. Protestant. Theologie XVIII 413 ff. hieraus seltsame Folgerungen zieht, hat
nicht bedacht, daß diese Apokalypsen willkürlichen Umgestaltungen beson-
ders ausgesetzt sind.
1 Für den Jöhänä-Text ergibt sich dabei also ein beträchtlich höheres
Alter, nur ist unklar, wie viel Änderungen er schon durchgemacht hat. Eine
völlige Entlehnung der ganzen Tradition aus dem Christentum scheint schon
dadurch ausgeschlossen.
2 Dies hat z. T. schon der Lehrer Siouffis (JEtudes sur la Religion des
Soubbas p. 3) getan. Er kannte auch das Buch Dinanukht (p. 31), doch in
stark abweichender Fassung.
3 Die Zahl entspricht wohl nicht zufällig den 28 Mondstationen und
ist uns auch sonst (auch bei den Persern) als heilig bezeugt.
4 Die Art der Einführung entspricht ganz dem Offenbarungsstil in
orientalischen Religionsurkunden (Norden Agnostos Theos S. 192. 206ff.),
vgl. z. B. den ziemlich alten ägyptischen Zauber bei Griffith The demotic
magical Papyrus of London and Leiden p. 129: „Ich bin ein Königssohn,
der erste Große des Anubis“ und meine Erklärung ,,Hellenistische Wunder-
erzählungen“ S. 103ff. mit der Fortsetzung in der Festschrift für Fr. C. An-
dreas S. 33ff.