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R. Reitzenstein:
Den besten Beweis liefertGenzäl. III p.87 Pet., dessenText vonTheo-
dor bar Khöni nach den heiligen Schriften der Kantäersekte als Wort
des göttlichen „Lichtsohnes“ angeführt wird, während in dem
Genzä nach der Auffassung der Schreiber wohl „die Seele“ spricht
(vgl. oben S. 28). In der Tat spricht der "Av-hpcoTuot; als Sohn des
höchsten Gottes. Klarer ist es, wenn in dem mythologischen
Teil Genzä 1. II 4 p. 42 der Mänä nach der einleitenden Formel
fragt: „Wer holte mich aus meinem Schatzhause heraus, aus
meinem Schatzhause holte wer mich heraus, wer warf mich in
das Haus des Vierten ? Wer warf mich in das Haus des Vierten,
daß die Bösen auf mich zürnen ?“ usw.
Ich lege wenig Wert darauf, daß der Demiurg in der Naassener-
predigt den sonst unbekannten Namen ’HoaXSaio^ trägt, während
er bei den Mandäern mit dem hebraisierten Namen des ägypti-
schen Schöpfungsgottes Ptah, des Syjptoupyoc; xaV yjv1, be-
zeichnet wird; wie selbst innerhalb der gleichen Religion jeder
neue Lehrer neue Namen schafft, zeigt die mandäische Religion
selbst am schlagendsten; bei Übertragungen steigert sich das natur-
gemäß noch. Entscheidende Bedeutung hat für mich, daß mit
jener eigentümlichen Erzählung von dem „ersten Menschen“
Adam verbunden ein Göttersystem erscheint, in welchem der
Schöpfer der sichtbaren Welt „der Vierte“ heißt. Natürlich haben
es jene Phryger, die es mit dem Kult des Attis und Papas ver-
banden, nicht von den Mandäern übernommen, sondern beide
benutzen eine ältere Tradition, die sich durch den Grundgedanken,
daß durch den Gottmenschen die Seelen in die Welt kommen,
als iranisch erweist. Wir kommen für diese Tradition bis mindestens
in das Ende des ersten Jahrhunderts.
Ist somit die Folge von vier Göttern als sehr alt erwiesen, so
erscheint mir immerhin bemerkenswert, daß jene rätselhafte Folge
von vier Zeitaltern in der Jöhänä-Tradition und der alten Apoka-
lypse ihr einigermaßen entspricht. Wie von den Göttern drei noch gut
und licht sind und nur der vierte entartet, so von den Zeitaltern.
1 Überzeugend erwiesen von Lidzbarski, Orientalische Studien, Theod.
Nöldeke zum 70. Geburtstag gewidmet, S. 544, Johannesbuch p. XXVII,
Die mystische jüdische Literatur, die nach festem Schema unermüdlich
neue Engelnamen schafft und einzelne von ihnen oder Namensgruppen weit
über, den Orient hinträgt, wird vermittelt haben (vgl. F. W. K. Müller
Abhandlungen der Berliner Akademie 1904 S. 56ff. die Engelnamen in dem
manichäischen Kirchengebet neben den mythischen persischen Namen).
R. Reitzenstein:
Den besten Beweis liefertGenzäl. III p.87 Pet., dessenText vonTheo-
dor bar Khöni nach den heiligen Schriften der Kantäersekte als Wort
des göttlichen „Lichtsohnes“ angeführt wird, während in dem
Genzä nach der Auffassung der Schreiber wohl „die Seele“ spricht
(vgl. oben S. 28). In der Tat spricht der "Av-hpcoTuot; als Sohn des
höchsten Gottes. Klarer ist es, wenn in dem mythologischen
Teil Genzä 1. II 4 p. 42 der Mänä nach der einleitenden Formel
fragt: „Wer holte mich aus meinem Schatzhause heraus, aus
meinem Schatzhause holte wer mich heraus, wer warf mich in
das Haus des Vierten ? Wer warf mich in das Haus des Vierten,
daß die Bösen auf mich zürnen ?“ usw.
Ich lege wenig Wert darauf, daß der Demiurg in der Naassener-
predigt den sonst unbekannten Namen ’HoaXSaio^ trägt, während
er bei den Mandäern mit dem hebraisierten Namen des ägypti-
schen Schöpfungsgottes Ptah, des Syjptoupyoc; xaV yjv1, be-
zeichnet wird; wie selbst innerhalb der gleichen Religion jeder
neue Lehrer neue Namen schafft, zeigt die mandäische Religion
selbst am schlagendsten; bei Übertragungen steigert sich das natur-
gemäß noch. Entscheidende Bedeutung hat für mich, daß mit
jener eigentümlichen Erzählung von dem „ersten Menschen“
Adam verbunden ein Göttersystem erscheint, in welchem der
Schöpfer der sichtbaren Welt „der Vierte“ heißt. Natürlich haben
es jene Phryger, die es mit dem Kult des Attis und Papas ver-
banden, nicht von den Mandäern übernommen, sondern beide
benutzen eine ältere Tradition, die sich durch den Grundgedanken,
daß durch den Gottmenschen die Seelen in die Welt kommen,
als iranisch erweist. Wir kommen für diese Tradition bis mindestens
in das Ende des ersten Jahrhunderts.
Ist somit die Folge von vier Göttern als sehr alt erwiesen, so
erscheint mir immerhin bemerkenswert, daß jene rätselhafte Folge
von vier Zeitaltern in der Jöhänä-Tradition und der alten Apoka-
lypse ihr einigermaßen entspricht. Wie von den Göttern drei noch gut
und licht sind und nur der vierte entartet, so von den Zeitaltern.
1 Überzeugend erwiesen von Lidzbarski, Orientalische Studien, Theod.
Nöldeke zum 70. Geburtstag gewidmet, S. 544, Johannesbuch p. XXVII,
Die mystische jüdische Literatur, die nach festem Schema unermüdlich
neue Engelnamen schafft und einzelne von ihnen oder Namensgruppen weit
über, den Orient hinträgt, wird vermittelt haben (vgl. F. W. K. Müller
Abhandlungen der Berliner Akademie 1904 S. 56ff. die Engelnamen in dem
manichäischen Kirchengebet neben den mythischen persischen Namen).