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Hülsen, Christian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 13. Abhandlung): Der kleinere Palast in der Villa des Hadrian bei Tivoli — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37690#0019
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Der kleinere Palast in der Villa des Hadrian bei Tivoli. 19
Gänge führte. Sie ist bei Piranesi gezeichnet, bei Penna und
Br lg ar ini erwähnt; nach des letzteren Angabe wurde sie im Jahre
1831 aufs neue entdeckt. Die Ausstattung der Böden mit Mosaiken,
der Wände und Wölbungen mit feiner Stuckierung und Malerei
weisen darauf hin, daß es sich auch hier um elegante zur Kaiser-
wohnung gehörende Räume handelte. Die Existenz eines zweiten
Stockwerkes über diesem Trakt bezeugt außer Bulgarini auch
Contini1 *.
Vor diesen Nord Hügel springt, an seiner Westecke, ein eigen-
tümlicher und durch seine Konstruktion interessanter Zentralbau,
ein Pavillon oder Gartenhaus in großartigem Stile, auf die dem
Palaste vorliegende große Gartenterrasse heraus. Furiettis Plan
zeigt für den Grundriß dieses Baues stärkere Abweichungen von
Piranesi und Contini, als für sonst einen Teil des Palastes;
und da Winnefeld an seine auf jene beiden Autoren gestützte
Rekonstruktion eine bestechende Hypothese geknüpft hatte,
müssen wir die Differenzen und die Glaubwürdigkeit der verschie-
denen Aufnahmen etwas eingehender erörtern.
Winnefeld rekonstruiert den Mittelraum des Gebäudes als
einen großen runden Saal, dessen Kuppel auf vier starken Pfeilern
mit schmalen Stirnseiten ruht. Die Pfeiler sind in ihrem unteren
Teile mehrfach durchbrochen, so daß sie im Grundrisse auffallend
schwach erscheinen und erst über *den Wölbungen der kleinen
unteren Räume zu einem stattlichen Massiv zusammengefaßt
werden. An der Ost- und Westseite hegen zwei kleinere Säle von
annähernd kreisförmigem Grundrisse, die fast wie Teile des Mittel-
raumes wirken, von dem sie nur durch die einspringenden Säulen-
stellungen getrennt waren. An der Südseite liegt ein größerer
Saal, ein Rechteck mit halbrundem Abschlüsse, an der Nord-
seite vermittelt eine zum Teil durch kleine Treppen ausgefüllte
halbkreisförmige Exedra den Abstieg zur Gartenterrasse. Der
Mittelraum hat demnach acht teils einwärts, teils auswärts gerun-
dete Seiten; die vier kleineren Seiten sind Bogen eines und des-
selben Kreises, die größeren Seiten sind Halbkreise von 3/5 Radius
des größeren Kreises. Zu diesem Grundriß sind Analogien äußerst
selten. Auf eine besonders schlagende außerhalb Roms hat bereits
Sebastiani (p. 292) hingewiesen: es ist ein von Giuliano da

1 Zu Nr. 20: cubicula ad latus peristylii supradicto aedijicio contigua,
quorurn unumquodque longum est palmis 40, latum 22, et supra eadem alia
cubicula nobilia, ut palet ex muris superius erectis. Ähnlich Sebastiani p. 292.
 
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