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Blo-bzang-rgya-mtsho; Dge-vdun-grub-pa; Grünwedel, Albert [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 14. Abhandlung): Die Tempel von Lhasa: Gedicht des ersten Dalailama, für Pilger bestimmt — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37691#0003
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/in den interessantesten, aber auch schwierigsten Büchern der
tibetischen Literatur gehören neben den eigentlich historischen und
geographischen Werken die Handbücher über die einzelnen Klöster.
Leider ist freilich unter vielen europäischen Gelehrten die Meinung
verbreitet, das Tibetische sei ohne rechte Bedeutung, biete lediglich
Übersetzungen indischer oder chinesischer Werke und sei so höch-
stens verwendbar, um verlorene indische Bücher zu ersetzen oder
schlechte Überlieferung in den Handschriften der erhaltenen zu ver-
bessern. Diese Ansicht, so- lästig sie für den Fortschritt ist, ist eine
durchaus irrige; denn sie wird in keiner Weise der hohen Bedeutung
der von verschiedenen Seiten beeinflußten, Unerhörtes enthaltenden
Literatur gerecht. Die nationale Literatur selbst wird dadurch ge-
leugnet und ein großer Schaden angerichtet. Freilich sind die
wichtigen Dinge nicht auf der Straße zerstreut, sie sind schwer zu
erlangen, viele, weil sie heterodox sind, im Lande selbst sequestriert.
Gerade für museale Zwecke wären die erwähnten Kloster-
geschichten von großem Werte. Es sind Bücher von ganz ver-
schiedenem Umfange: ungeheure Folianten bis zu ganz kleinen,
kaum mehr als zwanzig Blätter umfassenden Schriftchen. Ihre
offizielle Benennung ist dKar-cug, was etwa unserem Catalogue
raisonne entspricht. Die kleinsten unter ihnen, wie der unten
folgende, geben kurze Beschreibungen der Tempel, ihre Bau-
geschichte, allerlei Berichte über historische und wunderbare Ereig-
nisse, Verzeichnisse der aufbewahrten Opfergaben, Heiligen-Figuren
und -Bilder. Größere derartige Kataloge geben das alles ganz aus-
führlich und fügen noch die volle Geschichte des Klosters und die
Lebensläufe samt den Wiedergeburtsreihen der dort amtierenden
Großlamas bei. Eine Unsumme des interessantesten, uns völlig
unbekannten Materials wird vor uns aufgerollt.
Übersetzt ist von diesen Büchern noch keines. Nur A.Waddell
hat vor Jahren im Journ. of the As. Soc. of Bengal LIV, 1896,
S. 259, unter dem Titel „The cathedral of Lhasa“ einen kleinen
dKar-üag von Lhasa „übersetzt“, d. h. er hat die Verse selbst ganz
ausgelassen und vom Kommentar der Verse eine unkomplette, von
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