Metadaten

Blo-bzang-rgya-mtsho; Dge-vdun-grub-pa; Grünwedel, Albert [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 14. Abhandlung): Die Tempel von Lhasa: Gedicht des ersten Dalailama, für Pilger bestimmt — Heidelberg, 1919

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37691#0008
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Albert Grünwedel:

Das poetische Gefüge des Gedichtes, wie es durch den Kom-
mentar hervorgehoben wird, lehnt sich nur locker an den Meghadüta
des Kälidäsa an, doch fehlen ein paar festere Stützpunkte nicht.
Eine duftige Wolke steigt aus dem Süden auf und zieht nach dem
Eisland Tibet, das unter die schirmende Hut des Reichtumsgottes,
d. h. des chinesischen Kaisers, gelangen soll. Die Berge um Lhasa
werden beschrieben, die Donnerwolke, welche die Dämonen vertreibt,
gefeiert. So wird die Ernte vorbereitet. Diese Partie des Gedichtes
spielt völlig in den Vorstellungskreis des Ivälacakra über: die Geburt
des Pundarlka: Avalokitesvara: Dalai-Lama durch die Göttin der
Ernte (der Erntebraut des Volksaberglaubens, Däkinl: Vidyä: Zocpia
Kax’ eHoxriv des Kälacakra) leiten zur Zeit über, da der Dichter seine
mächtigen politischen Neubildungen zu begründen wußte.
Eine geradezu komische Wendung eines Meghadüta-Verses
enthalten nun die zwei Zeilen 49, 50.
„Sie stellten sich vor (cl. h. die durch dynastische Verfügung
ev. mit dem Prügel bekehrten Tibeter): wenn so etwas herabkommt,
so kann es nur die Tochter Jahnu’s, die Gangä, d. h. himmlische
Kopfwäsche sein; den Hauptsegen freilich behält sich die Brauen-
runzlerin vor, daß sie uns brav macht.“
Dazu:
Vers 51 (50) des Meghadüta: „Von hier sollst du bei Kanakhala
gelangen zu der Tochter des Jahnu (der Gangä), die vom Berges-
fürsten herabkommt und eine Himmelsleiter bildet für die Söhne
des Sägara, zu ihr die mit ihren Schaumwogen lacht über die
Runzelbraue (bhrukuti) im Antlitz der Gaur! und mit ihren Wellen-
händen den Halbmond aus den erfaßten Haaren Sivas wegführt.“
Das Brauenrunzeln (bhrukuti) der Göttin ist hier mit launiger
Verschiebung des Sinnes zur Göttin Bhrukuti gemacht, der grünen
Form der Göttin Tärä, die die lachende Weiße in ihren Bemühungen
unterstützt: so wird hübsch auf die beiden Gattinnen Sron-btsan-
sgam-pos angespielt.
Was sonst an Anspielungen an den Ausputzapparat der indischen
Kävyas vorkommt, ist auffallend viel und erinnert fast an gewisse
Partien des Mi-la-ras-pa: Jasminhecken 20B, Donnerstimme 2B,
Fußkettchen: nupüra der Mädchen 4A, Badewasser des Königs OB:
Meghadüta 2, Feuerfliegen 2B: Meghadüta 79, Mondstein (candra-
känta) 2B: Meghadüta 24, der Pfau tanzt beim Donner 2B: Megha-
düta 33, 45; Dasakantha von Lanka 19A, mag dem Meghadüta
entnommen sein, kann aber auch aus anderen indischen Werken
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften