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Liebich, Bruno [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 15. Abhandlung): Zur Einführung in die indische einheimische Sprachwissenschaft, 2: Historische Einführung und Dhātupātha — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37692#0048
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Bruno Liebich:

56 Nur ein besonderer Fall der Verwendung der Anubandha’s
sind schließlich auch die Zusammenfassungen oder Pratyähära’s.
Schon vor Panini hatte sich, wie wir aus dem Väj. Pr. ersehen,
bei den Grammatikern das Bedürfnis herausgestellt, Gruppen von
Lauten zu bestimmten Zwecken zusammenzufassen und mit einem
bequemen Schlagwort zu benennen. So sagt Kätyäyana sim für
die einfachen Vokale (wohl aus samäna, vgl. samänäksara im Rk-
Prät.), jit für Tenues -j- Spiranten, mud für die drei Spiranten
allein, dhi für die tönenden Konsonanten. Das Willkürliche dieser
Namen mußte als Übelstand empfunden werden; wenn jede gram-
matische Schule, deren uns mehrere mit Panini zeitgenössische
namhaft gemacht werden, etwa ihren Ehrgeiz darein setzte, mit
eignen Namen zu prunken, so drohte ein ähnlicher Wirrwarr, wie
er in unsrer Nomenklatur der beschreibenden Naturwissenschaften,
namentlich der Botanik, eingerissen ist. Hier fand nun Panini
einen sinnreichen Ausweg: indem er die Laute des Alphabets nach
dem Bedürfnis der Grammatik in phonetische Gruppen ordnete
und hinter jede einen Anubandha stellte, schuf er durch die Regel
I, 1, 71 ädir antyena sahetä Sigla für alle solche Zwecke, die die
Erklärung in sich selbst trugen. Für die obigen vier mow. will-
kürlich gewählten Namen des K. ergaben sich dadurch die Sigla
ak, khar, ^ar und has. Panini selbst gebraucht vierzig solcher
Sigla, sie konnten aber nach Bedarf noch vermehrt werden.
Auch die Personalendungen des Verbums und die Kasus-
endungen des Nomens waren wohl schon vor Panini in Reihen
zusammengestellt, wie wir sie bei ihm III, 4, 78 und IV, 1, 2 finden,
und auch hier mochte das Bedürfnis nach einer kurzen Benennung
der ganzen Reihe oder von Teilstücken bestehen. Vielleicht ist
eben von hier die Idee der ganzen Pratyähära-Bildung ausgegangen,
denn wir finden tin zur Bezeichnung der sämtlichen Personal-
endungen und der damit endenden Worte als einzigen Pratyähära
bei Kätyäyana (I, 27); bei Panini selbst außerdem sup für die
Kasusendungen und sodann Namen für Unterabteilungen dieser
beiden Gruppen (tan, sut, äp).
57 Dasselbe Sütra Kätyäyana’s (I, 27) bringt uns auch endlich
einen Fortschritt über die alte, nach Uvata zu Rk-Prät. 677 schon
aus der Brähmanazeit stammende Vierteilung des gesamten Wort-
schatzes in die ungieichwertigen Gruppen von Verbum, Nomen,
Upasarga und Partikeln, an der noch Saunaka festgehalten hatte,
denn es lehrt: tinkrttaddhitacatustayasamäsäh sabdamayam "der
 
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