Metadaten

Liebich, Bruno [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 15. Abhandlung): Zur Einführung in die indische einheimische Sprachwissenschaft, 2: Historische Einführung und Dhātupātha — Heidelberg, 1919

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37692#0047
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zur Einführung in die ind. einh. Sprachw. II. 43
Wie dem auch sei, man wird Goldstüeker zustimmen müssen,
wenn er jenem Sütra für die relative wie für die absolute Chro-
nologie jede Beweiskraft abspricht. Wichtig und nähere Prüfung
erheischend ist dagegen der Umstand, daß K. sowohl Anubandha’s
als Pratyähära’s kennt, von denen wir in den bisher betrachteten
Texten noch keine Spur fanden. Wir beginnen mit den Anu-
bandha’s oder stummen Buchstaben.
Der Name Anubandha findet sich im Mahäbhäsya, und zwar
in dessen ältestem Teil, den Värttika’s des Kätyäyana (vgl. z. B.
unten § 60). Panini verwendet dafür den Namen it (der Gehende,
Schwindende, vgl. Candra-Vrtti I, 1, 5). Der Verfasser des Väj.
Prät. kennt und verwendet sie, ohne ihnen einen Namen zu geben.
Er sagt I, 36: nirdesa itinä "die Aufführung (von Lauten geschieht)
durch iti’, 37 kärena ca und durch (angehängtes) -kära’, 38 avya-
vahitena vyanjanasya das bei Konsonanten durch a geschieden
wird'. Soweit wird die Praxis beschrieben, wie sie schon seit dem
a-, u-, ma-kära des Aitareya-Brähmana im Schwange war. Wenn
aber K. fortfährt: 39 svarair api "auch durch Vokale', so berührt
er eine Neuerung, die wenigstens in den uns erhaltenen Texten vor
ihm nicht erscheint.1 Er selbst gebraucht ^acajäh IV, 155 für c^, c
und j', hi- I, 51, silisi- III, 94 (für h, 1, s), nuh III, 132. IV, 2. 8.
13 für n. In allen diesen Fällen geschieht die Anfügung nur uccära-
närtham "der Aussprache, Sprechbarkeit wegen'. K. verwendet aber
auch Konsonanten zur Vermeidung des Hiatus in Kegeln, so sagt
er: edodbhyäm 'nach e und o’ I, 114. IV, 58. Bei Aufführung von
Verben (vgl. § 51) schient er einen Vokal zwischen die einzelnen
Wurzeln, um ihre gegenseitige Beeinflussung und Undeutlich -
machung durch den konsonantischen Sandhi zu verhüten; sogar
an Suffixe hängt er schon solche Hilfslaute, um sie handlicher
zu machen (värhsau V, 11, das L von väfiisi oder väriisu sein kann).
Alle diese Elemente fand Panini vor, aber seinem Scharfsinn blieb
es Vorbehalten, sie durch zielbewußte Verwendung zu nützlichen
Gliedern seines bis ins Einzelne durchdachten Systemes zu machen.

1 Mit einer einzigen Ausnahme: äga änpürväd gameh 'ägas N. kommt
von gam mit Präfix ä’ Nirukta XI, 24. äw für ä erscheint (außer bei Panini
und den Späteren) im Väj. Prät. VI, 24 (vgl. oben § 46), noch nicht aber in
der Parallelstelle Rkprät. 702 (präbhyäparä usw.). Man wird daher dieses
einmalige änpürväd bei Yäska gegenüber ä ity arvägarthe I, 8 usw. als lapsus
calami eines grammatisch gebildeten Abschreibers für äpürväd anzusehen
haben.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften